Lässt sich die Kärntner Volksabstimmung von 1920 wirklich nur als Fortsetzung des von nationalen Interessen geprägten Abwehrkampfes denken? Ließe sich der
- Oktober heute nicht auch als Tag der Demokratie feiern?
Aus verschiedenen künstlerischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven untersucht
Dispositiv Kärnten/KoroSka den Umgang mit der Erinnerung an die Volksabstimmung vom
- Oktober 1920 und betrachtet dabei besonders die verfestigten konfliktbeladenen Sichtweisen auf die Kärntner Geschichte. Ziel ist es, hundert Jahre nach den historischen Ereignissen das Selbstverständnis des Landes und seiner Bewohner*innen genauer zu begreifen, aber auch den Blick zu öffnen für mögliche neue Imaginationen in einem europäischen und darüber hinaus reichenden Kontext.
Dispositiv Kärnten/KoroSka ist Teil des am Institut für Kulturanalyse der AAU angesiedelten mehrjährigen kunstbasierten und prozessorientierten FWF-Forschungsprojekts
Performing Reality. Der Band knüpft an die Ausstellung
Das andere Land im Museum Moderner Kunst Kärnten/MMKK an, die 2018 Werke der bildenden Kunst und der Literatur aus und über Kärnten miteinander in kommunizieren ließ. Aus jenem Dialog inszenierte das
theater Wolkenflug ein in der Ausstellung aufgeführtes Stück, das nun in
Dispositiv Kärnten/KoroSka auch nachzulesen ist.
Der Band enthält außerdem den titelgebenden Essay von Bernd Liepold-Mosser, der in poststrukturalistischer Perspektive die historisch-geistig-politisch-kulturelle "Formation Kärnten" seit 1920 analysiert, und einen Beitrag von Wilhelm Kuehs über die Geschichtsdiskurse im Land. Darüber hinaus reflektieren die Projektbeteiligten die konkrete Zusammenarbeit zwischen Theaterleuten und Kulturwissenschaftler*innen.