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In ihrem Roman "Der Geldkomplex" beschreibt Fanny zu Reventlow (1871 - 1918), wie der Gedanke an Geld von uns Besitz ergreift. Dazu brauchen wir keineswegs erst im Geld zu schwimmen, damit es den Charakter formt oder gar verdirbt. In unseren Formulierungen und Redewendungen hat das Geld offenbar seinen festen Platz und regiert sogar dort, wo die Welt aus anderen Gründen aus den Fugen zu geraten scheint. So wird im Roman eine Nervenheilanstalt zum Jagdrevier einer Patientin, die unaufhörlich monetäre Implikationen im Sinn hat. Ihr Geldkomplex setzt einen virulenten Prozess in Gang. Anstelle der erhofften Heilung folgt die schleichende Ansteckung der anderen Insassen.
Als "Skandalgräfin" wurde Fanny Gräfin zu Reventlow Anfang des 20. Jahrhunderts zur Ikone der Münchner Boheme. Entgegen gesellschaftlicher Erwartungen führte sie ungeniert und nonkonform ein Leben als Malerin, Übersetzerin und Schriftstellerin, stets in Geldnot, der Sie sich mitunter durch wechselnde Verbindungen zu entziehen suchte. Der Untertitel von 1916 wirkte zwei Jahre vor ihrem Tod wie ein Abschiedsgruß: "Meinen Gläubigern zugeeignet".
Zum 100. Todesjahr erscheint dieser Band mit einem Nachwort der Reventlow-Biographin Gunna Wendt.