Die mangelnde Popularität von Händels einzigem deutschem Oratorium wurde seit dem 19. Jahrhundert häufig dem Text von Barthold Hinrichs Brockes angelastet. Tatsächlich befremden uns heute die teils drastischen Bilder des seinerzeit äußerst populären Librettos. Andererseits bot genau diese Sprache in den über vierzig Arien, sechs Ariosi und drei Ensembles Händel die einmalige Gelegenheit, seine ganze Ausdruckskunst als Opernkomponist zu demonstrieren. Dass die Komposition weitaus besser als ihr Ruf ist, ja sogar als einer der bedeutendsten Beiträge des barocken Passionsoratoriums angesehen werden muss, bewies Laurence Cummings eindrucksvoll bei den Göttinger Händelfestspielen 2017.