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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entflieht das französische Lied den privaten Salons, um die Konzertsäle zu erobern. Damit diese Miniaturen in den großen Räumen erklingen konnten, musste das Klavier vom Orchester ersetzt werden. Es war Hector Berlioz der 1856 den Weg mit seinem Zyklus Nuits d'Été ebnete. Doch erst die Initiative der ?Société nationale de musique? gab der orchesterbegleiteten ?Mélodie? ? so die Bezeichnung für das französische Kunstlied ? den entscheidenden Impuls. Diese neue Gattung zu pflegen sollte nämlich zu nichts weniger als dem Ruhm der ?Ars gallica? beitragen. Zunächst verliehen die Komponisten wie Berlioz bereits existierenden Liedern eine sinfonische Aufmachung, nicht zuletzt um in den Programmen die Opernarien zu ersetzen. Camille Saint-Saëns fand diese nämlich außerhalb ihres dramatischen Kontexts nicht nur wenig aussagekräftig, ihn störte auch die nicht selten bescheidene literarische Qualität. Stattdessen vertonten er und seine Kollegen lieber Gedichte von Hugo, Gautier, Banville, Verlaine u.a. Die von ihnen mit so viel Feingefühl und Raffinement in Musik gesetzten Gedichte zeichnen sich durch einen unendlich abwechslungsreich gestalteten Einsatz instrumentaler Klangfarben aus und versetzen den Zuhörer in eine vergessene Vorstellungswelt. Bedauerlicherweise ist das Orchesterlied heute eine Randerscheinung des Repertoires geworden, wenn man von Berlioz' Les Nuits d'Été oder Strauss' Vier letzte Lieder einmal absieht. In ihrem Rezital machen Sandrine Piau und das auf historischen Instrumenten spielende Le Concert de la Loge unter Julien Chauvin auf weitere französische Beiträge zu dieser sehr vernachlässigten Repertoire-Spezialität des 19. Jahrhunderts aufmerksam. Kleine instrumentale Perlen ergänzen ein wunderbares Programm, das zahlreiche Entdeckungen für Kenner und Liebhaber bereithält.