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Ruth Oelschlägel am 22.9.75 vor einer Einstufung
im Kulturhaus »Arthur Nagel« in Leipzig, unter Ausschluß der Öffentlichkeit.
»Die Mitglieder der Kommission sind Ihnen bekannt, wenn nicht möchte ich sie Ihnen nochmal vorstellen: Herr Kubiczeck, Herr Pfüller, Herr Martini, Herr Scheuner, Herr Wahalla, Herr Ziegenrücker, Herr Korll (?), Herr Siegfried Winkler und die Vorsitzende der Bezirkskommission bin bekanntlich ich.
Ich möchte Ihnen im Namen der Kommission mitteilen, daß wir nicht der Auffassung sind, daß dieses Vorspiel heute stattfindet, und zwar aus folgenden Gründen:
Die Texte, die Sie mir übergeben haben, haben mit der sozialistischen Wirklichkeit. (Starke Unruhe am Tisch.) Ich habe Ihnen gesagt:
Daß wir uns das Vorspiel heute nicht anhören und zwar aus folgendem Grund, weil die Texte
mit unserer sozialistischen Wirklichkeit nicht das geringste zu tun haben. Weil in den Texten darüber hinaus die Arbeiterklasse verletzt wird, und die Staats- und Schutzorgane diffamiert werden.
Sie werden das verstehen, daß wir nicht gewillt sind, uns das auch noch musikalisch untermalen zu lassen, was Sie uns textlich vorgelegt haben und wir sind der Auffassung, daß damit die Gruppe Renft als nicht mehr existent anzusehen ist, mit diesen Texten, die Sie uns hier vorgelegt haben.«
Zwischenruf von Pjotr an unseren Techniker:
»Knut, kannst auslassen« (Er meint damit unsere Verstärkeranlage, welche wir bereits aufgebaut hatten)
O: »Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe.
Die Kommission hat beraten und ist zu dieser Entscheidung gekommen.«
Kuno: »Das bedeutet also, daß wir verboten werden?«
O: »Ich habe Ihnen nicht gesagt, daß Sie verboten"sind, ich habe Ihnen gesagt, daß Sie auf Grund dieser Tatsachen nicht mehr existieren.«
Klaus: »Noch sind wir ja da.«
O: »Als Combo«
Das Gespräch endete dann mit den Sätzen eines der Kommissionsmitglieder:
»Wenn ich Sie jetzt um Ihre Zulassung bitte, ich drücke das so aus: rühre ich an Ihrer Existenz als Musiker, natürlich auch im einzelnen - das weiß ich.Wenn diese hier durch die Kommission und ihre Vertreter und mich ausgesprochenen Zusammenhänge klar sind - und das scheint der Fall zu sein - dann würde ich doch sagen, wir müssen uns nicht noch unnütz schweigend einander gegenübersitzen - oder? - Die Tage sind zu schön, als daß wir sie zu solchen Dingen nutzen.«