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Der Film zeigt auf erfrischende Art und Weise eine fremd erscheinende Kultur, die sich auf dem Weg der sexuellen Revolution unter dem Schleier befindet.
Ein Junggeselle, der zwischen Beziehungsangst und Liebessehnsucht schwankt, eine geschiedene Frau, die ums Überleben kämpft und ein Mann des Glaubens, der versucht, die gelebte Sexualität anderer mit seinem Dogmen abzustimmen. Ihre Geschichten kreisen um die Praxis der
Zeitehe, auch Lustehe genannt, einer schiitischen Tradition im Iran, die es einem Mann und einer Frau ermöglicht, für einen befristeten Zeitraum zu heiraten. Die Ehe kann von einer Stunde bis zu vielen Jahren dauern - manchmal für fünf Goldmünzen im Jahr, manchmal für 100.000 Toman.
Legalisierte Prostitution oder ein Schlupfloch für Paare, um eine Beziehung innerhalb des repressiven Rechts der Islamischen Republik Iran zu leben - religiöses Dogma trifft auf Macho-Sentimentalität, trifft auf weibliche Lebensrealität.
Eine schonungslose Auseinandersetzung mit der Zeitehe im Gottesstaat Iran - ehrlich, kritisch und bisweilen humorvoll. Die iranische Filmemacherin Sudabeh Mortezai hat ein dichtes, stellenweise auch komisches, in jeder Szene hochinteressantes Porträt der iranischen Gesellschaft gestaltet,
und sie schafft es dabei, die Menschen, die vor die Kamera treten, nicht zu diskreditieren: Sie alle leiden, bewusst oder unbewusst, an einem Geschlechterverhältnis, das Ungerechtigkeit festschreibt. Der Film ist eine teifgreifende Bestandsaufnahme darüber, wie die staatliche Kontrolle der
Sexualmoral fundamentalen Einfluss auf das Befinden einer ganzen Gesellschaft ausübt.