Zu Bruckner hatte Günter Wand (1912-2002) eine dezidierte Meinung, die zugleich aber auch einiges über seine Rolle als Dirigent und sein Verständnis sinfonischer Musik insgesamt aussagt: "Damit ich nicht missverstanden werde: Ich bin ein Musiker, ein Priester bin ich nicht! Ich habe ganz andere Aufgaben, auch wenn ich eine innere Verbindung zwischen Kunst und Religion spüre und dies vielleicht auch meinen Musikern und Zuhörern vermitteln kann. Konzerte sind kein Gottesdienst, auch kein Ersatz dafür, selbst wenn sie Erlebnisse innerer Besinnung auslösen können. Ich möchte, wenn ich Bruckner dirigiere, deutlich machen, dass er ein großer Sinfoniker ist und nicht nur der Komponist weihevollsakraler Stimmungen, möchte ganz einfach die Musik darstellen, wie sie gemeint ist. Aber das hat dann eben doch einen Bezug zu den Menschen von heute mit ihren spirituellen Bedürfnissen und unausgesprochenen Ängsten und Sehnsüchten. Die Dimension des Jenseitigen im irdischen Musizieren darzustellen, das ist sicherlich eine der Hauptaufgaben, wenn man mit großer Musik arbeiten darf." Und große Musik findet sich auch in diesem zweiten Schuber in wunderbarer Fülle.