Seit 1966 steht er auf der Bühne. Natürlich nicht pausenlos, denn über die Jahre hat er auch als Musikproduzent, Verleger und Komponist Profil entwickelt. So verbringt der in Freiburg im Breisgau geborene Weltenwanderer mittlerweile mehr Zeit in der gedämpften Atmosphäre seines Tonstudios als im Scheinwerferlicht. Seit 1987 entstanden acht exquisite Solo-Alben. Angesichts der Gesamtauflage von über 500.000 Tonträgern verwundert es vielleicht, dass noch keine dieser Aufnahmen in den Hitparaden auftauchte. Doch Friedemanns Schaffen folgt eben nicht der Logik der Bestseller, die heute ganz oben und morgen vielleicht schon wieder verschwunden sind. Sein Verkaufserfolg basiert auf Kontinuität und beschert ihm ein treues und begeistertes internationales Publikum. Viele der Fans, die nicht selten mehrere hundert Kilometer zurücklegen, um einen Konzertabend mit Friedemann und seinem deutsch-französischen Ensemble zu erleben, warten schon seit Beginn des DVD-Zeitalters darauf, endlich einen solchen Auftritt in bester Mehrkanaltechnik in ihre Wohnstuben heimtragen zu können. Doch Friedemann ließ sich Zeit. Zu unüberschaubar war ihm das anfängliche Wirrwar der Formate. Inzwischen wurde die Musik-DVD zum Hoffnungsträger des gebeutelten Musikgeschäfts. Und der Dschungel der Formate wächst zwar weiter, aber im Home-Theatre-Bereich hat sich Dolby Digital mit 5.1-Mehrkanalton weitgehend etabliert. Indessen, noch wichtiger als alle medialen Möglichkeiten sind dem kompromisslosen Perfektionisten Friedemann andere Dinge: Seine Band ist mittlerweile gut gereift und zusammengewachsen. Und die Live-Show hat dank einiger akustisch-theatralischer Zutaten auch visuell so viel Spannung, dass die cinematografische Umsetzung geradezu zwingend erscheint. Und als Zugabe gibt es für die Fans den Kurzfilm "The Story so far", der in 23 Minuten den Werdegang des Künstlers seit 1966 illustriert. Selbstverständlich enthält das Programm - mitgeschnitten im Stuttgarter Theaterhaus - Friedemanns ureigene, subtile Instrumentalmusik, die das Beste aus Folk, Jazz und Pop mit einem Hauch von Kammermusik verbindet. Aber es gibt auch Momente, die auf Experimente des Neutöners John Cage verweisen, wie z. B. "Sparks", eine Komposition für sechs Gasfeuerzeuge, sowie das bei jedem Auftritt frenetisch gefeierte Stick-Gefecht der beiden Schlagwerker Markus Faller und Emmanuel Séjourné ("Venin"). Es wird intensiv musiziert und in bester Jazz-Manier improvisiert. Hier hat Saxophonist Philipp Geiss seine elektrisierenden Auftritte während Keyboarder Kurt Eisfeld eher im Hintergrund das musikalische Gerüst grundiert. Die sehr präzise und konzentrierte Darbietung des Ensembles bietet immer wieder Platz für allerlei Gags und Blödeleien, und die Heiterkeit, die den ganzen Abend durchzieht, verleiht dem Konzerterlebnis eine Lockerheit, die auch den Kritikern nicht verborgen bleibt: "Heimelig, fast familiär war die Atmosphäre, unglaublich entspannt der Umgang der Musiker mit dem Publikum" (Mainzer Zeitung). Hier zeigt sich exemplarisch die sympathische Professionalität des Ensembles. Denn in Wirklichkeit ist Friedemann vor jedem Auftritt so nervös wie 1966, vor 39 Jahren, als er zum ersten Mal vor ein Publikum trat.