Richard Wagner lernte die Legende von Tristan und Isolde durch die Lektüre von Gottfried von Straßburgs Versroman "Tristan" kennen. Diese Dichtung aus dem 13. Jahrhundert thematisiert die Idee einer Menschheit im Zwiespalt zwischen irdischer Sinnlichkeit und der Liebe als transzendentale Verschmelzung der Seelen. Großen Einfluss auf die Arbeit an seiner Oper hatte die von Wagner geschätzte Vertonung des "Roméo et Juliette"-Sujets durch Berlioz, eine außereheliche Liebesbeziehung des Komponisten und nicht zuletzt die morbide Stimmung Venedigs, wo im Winter 1858/59 das großartige Liebesduett des zweiten Aktes entstand. "Tristan und Isolde" wurde 1865 in München uraufgeführt. Diese Oper beeinflusste die Entwicklung der Musik immens. Wieland Wagners hervorragend besetzte Inszenierung von "Tristan und Isolde" bei den Bayreuther Festspielen 1952 wurde von Herbert von Karajan dirigiert. Sie löste sich vom Naturalismus zugunsten einer schlichten Bühnenrealisation, die zwischen Traum und Realität schwebt. Bereits 1938 hatten Karajans Berliner Aufführungen von "Tristan und Isolde" die Kritik zum berühmten Schlagwort "Das Wunder Karajan" inspiriert. Auch in der vorliegenden Aufnahme deutet Karajan die Musik ähnlich radikal und verbindet italienische Klarheit und Klangschönheit mit brennend-dramatischer Intensität. Dieser hervorragende Bayreuther Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks von 1952 kursierte nur in privaten Kreisen, da die geplante offizielle Veröffentlichung nicht zustande kam. Er wurde daher im Laufe der Jahre zu einer begehrten Rarität, die nunmehr allen Musikliebhabern zugängig gemacht wird.