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Dass "alle Menschen Brüder" werden sollen, war ein für die Aufklärung und Schiller sowie für deren
lebenslangen Anhänger Beethoven würdiger Gedanke gewesen. Wie aber wird denn in der Sinfonie
vorgeführt, welche Etappen überwunden werden müssen, ehe diese Verbrüderung stattfinden kann?
Dass der Werkbeginn eine Art Urknall oder Blitz darstellt, welcher die Nebel zerreißt und Bewegung,
ja Leben erzeugt, erscheint unmittelbar einleuchtend. Aber wie dann weiter? Welches sind die Stufen,
die im Bilde der ersten drei Sätze zu reflektieren und zu überwinden sind? Urzeit, Altertum,
Mittelalter? Barbarisches, Dionysisches, Apollinisches? Altertum, Mittelalter, Neuzeit? Alter Bund,
heidnische Welt, Christentum? Sind es die Hegelschen Entwicklungsstufen, denen der Fortschritt das
Erklimmen der Freiheitsplatform folgen lässt?
Oder sind es einfach die drei überlebten Möglichkeiten der instrumentalen Sinfonik - heroisch,
tänzerisch, zärtlich - , denen in einer vokalen Feier die Freiheit einer neuen Zeit
gegenübergestellt wird, Freiheit der Gesellschaft, dargestellt in einem neuen Miteinander von
Künstler und Publikum als chorischer Einheit im altgriechischen Sinne?
Mit der Aufnahme der neun Sinfonien Ludwig van Beethovens, gespielt vom Radio-Sinfonieorchester
Stuttgart des SWR, resümiert dessen Chefdirigent Sir Roger Norrington seine langjährige
Auseinandersetzung mit der Musik Beethovens. Es geht Norrington darum, der Musik "zu ihrem Recht zu
verhelfen, indem der ihr eigene Geist bewahrt wird". Norrington und dem Radio-Sinfonieorchester
Stuttgart gelingt dies bravourös durch die Verbindung der historisch informierten Aufführungspraxis
mit den Mitteln eines modernen und flexiblen Sinfonieorchesters.