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"Meine Komposition soll die wunderbare Erzählung von Kipling in Musik übersetzen: Mowgli, das im
Wald von einer Wölfin aufgezogene "Menschenjunge", dieses wilde und freie Kind, dem seine Freunde
Baloo (der Bär) und Bagheera (der schwarze Panther) als einzige Lehrmeister das Gesetz des
Dschungels beibringen." Erst 25 Jahre nach der Lektüre des "Dschungelbuchs" wagte sich Charles
Koechlin an eine sinfonische Umsetzung dieser Dichtung, "denn heute verfüge ich über ein Vokabular
und eine Technik, die mir 1898 fehlten."
Im Hinblick auf die Orchesterbehandlung war Koechlin seiner Zeit weit voraus. Durch seine besondere
Mischung und Kombination der Instrumente verfügte er über unendlich viele Farben und Abstufungen,
mittels derer er Vielschichtigkeit und eine prägnante Transparenz zu erreichen verstand. Auch die
Strukturen sind einer permanenten Metamorphose unterworfen; die weitgespannten Phrasen oft frei und
in ruhigem Fluss. "Klangalchimist" nennt ihn Heinz Holliger, der Dirigent dieser Aufnahme mit dem
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, mit welchem er durch eine lange und intensive
Zusammenarbeit verbunden ist.
Nach 1930 erweitert Koechlin seine Orchesterpalette durch die Hereinnahme der Ondes Martenot, wovon
"Le buisson ardent" (1945/38) zeugt. "Der Feuerbusch", der für die Intensität des Blühens und des
wiederauferstandenen Lebens steht, half dem Pazifisten Koechlin, aus seiner durch den 2. Weltkrieg
ausgelösten Starre wieder herauszufinden.