Die Uraufführung der 4. Sinfonie Gustav Mahlers am 25. November 1901 in München provozierte sehr
unterschiedliche Beurteilungen: vom "hochbedeutsamen Werk" war genauso die Rede wie vom
"Stilungeheuer" bis hin zu "kränklich abschmeckender Übermusik".
Was wollte Mahler? Seinen eigenen Äußerungen zufolge eine Humoreske - im Sinne Robert Schumanns, der
Humor definierte als "glückliche Verschmelzung von "gemütlich" (schwärmerisch) und "witzig"". Eine
Sinfonie, die umfassend menschliche Empfindungen ausdrückt ("was man musiziert, ist doch der ganze,
also fühlende, denkende, atmende, leidende Mensch").
Entstanden ist eine Sinfonie, die die Kritiker als auch die Anhänger Mahlers ins Grübeln brachte -
ungewöhnlich, traumhaft, irreal, plötzlich alles leicht, nicht mehr diese Schwere in sich tragend.
Und enden tut dieses Idyll, das "Märchen der Vierten", das "geheimnisvolle Lächeln" (Bruno Walter)
mit eines Engels zarter Stimme...
Hier ein Engel, dort eine Infantin und Zwerge. Franz Schrekers Vorspiel zur Oper "Die Gezeichneten"
nach einem Märchen von Oscar Wilde, komponiert 1911-15, ist für Adorno "die Quintessenz der
Schrekerschen Produktion überhaupt (...). Exemplarisch der Anfang, die Schrekersche Phantasmagorie
par excellence, ein ungezählte Instrumentalfarben ineinander träufelndes, opalenes Klingen als
Dessin zu den drei Hauptthemen des Helden."