Live-DoCD des "Mannes mit der Pauke" aus den Jahren 1964-68. Je länger man die hiesige Kabarettszene beobachtet, desto klarer wird eines: Der Mann mit der Pauke war ein Phänomen der Frechheit und des unverfrorenen Witzes, der bis heute keine Entsprechung erfahren hat. Sogar der spätere Neuss selbst konnte nie mehr das funkelnde, vor Geist, Witz und Nonkonformität sprudelnde Niveau seiner frühen Jahre erreichen. Darum veröffentlichte Conträr 1997 eine DoppelCD namens "Live im Domizil", die die drei legendären LPKlassiker des Wolfgang Neuss zusammenfasst:. "Das jüngste Gerücht", "Asyl im Domizil" und "Marxmenschen". Die drei LPs entstanden in den Jahren 196468 und haben eines gemeinsam: Sie präsentieren das beste Kabarett, das in Deutschland jemals auf die Bühne gebracht wurde. Neuss war in jener frühen Phase einfach unglaublich: Er hat Einfälle, die ihm scheinbar davonrennen, er greift sich aus seinen Texten Worte heraus, dreht und wendet sie, manipuliert an ihnen herum und schließlich ist ihr Sinn verdreht und ihre Bedeutung umgepolt. Sein Feind war die Lethargie der Bevölkerung, das "gesunde Volksempfinden". Ihn brachte eher das Phlegma der Menschen auf der Straße zur Weißglut. Neuss klärte auf, aber nicht mit dem erhobenen Zeige, sondern eher mit dem gestreckten Mittelfinger. Seine Art zu informieren, Hintergründe auszuleuchten, zu analysieren und zu diskutieren war so unorthodox wie (phasenweise) brüllend komisch. Neuss war der Satiriker unter den Kabarettisten, er war ein Ausnahmesatiriker. Geschliffen in der Diktion wie in der Logik seiner Texte bis heute unerreicht!