Bruckners neunte Sinfonie: Ein Fragment und doch von packender Geschlossenheit
Unter der Leitung von Ferdinand Leitner spielte das SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart die neunte
Sinfonie von Anton Bruckner am
- 11.1983 in einem Konzert in der Stuttgarter Liederhalle. Dieser
Mitschnitt ist nun im Label faszination musik bei hänssler CLASSIC erschienen. Ferdinand Leitner
arbeitete ab 1958 bis in die achtziger Jahre kontinuierlich mit dem Radio-Sinfonieorchester
Stuttgart zusammen. Schwerpunkte bei dieser Zusammenarbeit bildeten Kompositionen von Richard
Strauss, Mozart, Haydn, Bartók und Bruckner.
Bruckner begann 1887 mit der Komposition seiner neunten Sinfonie, an der er bis kurz vor seinem Tod
1896 arbeitete. Drei Sätze konnte er vollenden, der vierte liegt nur skizzenhaft vor. Trotzdem
bilden die drei vollendeten Sätze eine geschlossene Einheit. Im dritten Satz greift die Motivik auf
das Hauptthema des ersten Satzes zurück. Der abschließende Charakter des Satzes wird verstärkt durch
die Selbstzitate aus der
- und 8. Sinfonie und aus dem Miserere der frühen d-moll Messe. Lange
Zeit wurde angenommen, Bruckner habe als Ersatz für das nicht vollendete Finale eine Aufführung
seines Te Deum gewünscht. So fand auch die Uraufführung am
- Februar 1903 in dieser Form statt.
Erst 1932 kam es in Wien zur "zweiten Uraufführung" ohne das ergänzende Ersatzfinale.
Die neunte Sinfonie sieht der Bruckner-Forscher Manfred Wagner als ein "Compendium generale", weil
sie zusammenfasse, was Bruckner vorher geleistet hat.