Die Schöne Müllerin

Die "Schöne Müllerin" war der Zyklus Franz Schuberts, den ich als letzten für mich entdeckte. Das
lag sicherlich daran, daß man als Bariton zunächst wie selbstverständlich die "Winterreise"
studiert, danach vielleicht den "Schwanengesang", aber die "Müllerin" hatte für mich zunächst einmal
den Ruf, ein Zyklus für Tenöre zu sein, könnten Tenöre doch die Naivität dieses Werkes besser und
natürlicher ausdrücken. Diese Einschätzung basierte jedoch auf völliger Unkenntnis und speiste sich,
wie so oft bei mangelndem Einblick, aus unbekannten Klischees.
Als ich nun zum ersten Mal die "Müllerin" für ein Konzert vorbereitete und so in die Materie
eindrang, sah ich sämtliche Klischees über den Haufen geworfen und ich erkannte meine frühere
Oberflächlichkeit.
Langsam entdeckte ich die bezwingende Stringenz der Entwicklung innerhalb der Dramaturgie der
Geschichte, versuchte hinter den Notentext zu sehen, spürte den musikalischen Vorgängen nach.