Johannes Brahms' "Ein Deutsches Requiem" ist ein Werk der Bekenntnis, das die persönlichsten
Glaubensinhalte des Komponisten in eine überzeitliche Form einbringt, nicht dogmatisch Inhalte einer
bestimmten religiösen Richtung verfolgt, sondern sich an eine - auch nicht-christliche -
Allgemeinheit wendet. Diesem "Requiem" liegt nicht der Text der katholischen Totenmesse zugrunde,
sondern Brahms hat seine eigene, sehr sensible und kenntnisreiche Textauswahl aus verschiedenen
Abschnitten des Neuen wie des Alten Testaments getroffen. Es handelt sich bei dem "Deutschen
Requiem" nicht um eine Messfeier für Verstorbene, sondern um tröstende Musik für den einzelnen
Menschen.
Diesen Aspekt gestaltet die Interpretation Helmuth Rillings besonders eindrucksvoll. Donna Brown
(Sopran) und Gilles Cachemaille (Bariton) sind die stimmlich herausragenden, aber profiliert in den
ausgewogenen Gesamtklang integrierten Solisten. Das gestalterische Gewicht liegt bei der mit
Helmuth Rilling jahrzehntelang vertrauten Gächinger Kantorei Stuttgart und dem Bach-Collegium
Stuttgart, die die Absicht des Versöhnens mit dem Tode und der Tröstung der Menschen im unmittelbar
Musikalischen gestalten wie kaum je andere Klangkörper dies vermocht haben.