"Französische Musik. Sofort drängen sich Stereotypen auf, denkt man an duftig hingetupfte Schönklänge, Pastellfarben, elegante Blutarmut. Doch schon Cécile Chaminades Trio Nr. 2 kümmert sich nicht um diese Voreingenommenheiten. Diese Musik ist heissblütig, passioniert, mit vollgriffigem, saftigen Klavierpart, der einem Brahms alle Freude bereitet hätte. Das Lento ist einer meiner Favoriten - eine Märchenerzählung aus 1001 Nacht, beseelt, wunderschön! Wie anders dagegen das Klaviertrio von Françaix. Wie spitz und ironisch, wieviel Spaß am 5/8 Takt und an übermütiger Kakophonie, dabei immer charmant und mit einer Eleganz, die man in ein verrauchtes Café der 50er Jahre platzieren möchte. Auch Debussys Frühwerk klingt unerwartet. Zuweilen sanft und freundlich, aber auch überschwänglich erinnert es oft an seine großen Vorbilder jener Schaffenszeit, Schumann (4. Satz!) und C. Saint-Saens (welch schöner Schwan begegnet uns im Cellosolo am Anfang des Andante...). L. Boulangers kurzes Werk über den Frühlingsmorgen endlich ist voller Fantasie und Überzeugungskraft und blüht durch Ausdruckswillen und Brillanz. Wunderbar unterschiedliche Werke, die uns die Kammermusik hier geschenkt hat - reich an Farben, leuchtend im Ausdruck, zuweilen bissig, ironisch und spitz, immer menschlich und mit vollem Herzen geschrieben."
Thomas Hoppe