Rudolf Kempe (1910-1976) war einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Generation. Handwerklich
stand er in der deutschen Kapellmeister-Tradition, musikalisch verkörperte er den Prototyp des
modernen Dirigenten: Seine Interpretationen waren von einer unprätentiösen Natürlichkeit und
verbanden Nüchternheit mit Sinn für Dramatik und einem subtilen Ausdruckswillen. Kempes Vorbilder
waren die großen Dirigenten, unter denen er in den Jahren 1929 bis 1936 als Oboist im
Gewandhausorchester gespielt hatte: Furtwängler, Klemperer, Erich Kleiber, Fritz Busch, Bruno Walter
und Richard Strauss. Von den vielen Schallplatteneinspielungen Kempes besitzen etliche bis heute
Referenzcharakter - darunter die Orchesterwerke von Richard Strauss, für die er als ausgewiesener
Experte galt. Sein Repertoire war aber umfangreicher, als seine Studio-Einspielungen vermuten
lassen. Vor allem sein Einsatz für zeitgenössische Musik ist kaum repräsentiert. So fehlt etwa in
seiner Diskographie Bela Bartók völlig - der vorliegende Konzertmitschnitt schließt hier eine
empfindliche Lücke.