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Graz hat es in sich. Hinter postkartengerechten Altstadthäusern, lauschigen Parkbänken, roten Dachschindeln und kunstsinnigen Galerieparketten lauern raue Hausmauern und widerständige Satzgebilde. Hier leben unbeugsame KulturaktivistInnen, die ihre Türen weit offen halten, ebenso wie flatterhafte Freigeister, die jeder Schublade trotzen, in die sie ein allzu knapper Blick zu stecken droht. Die Innenstadt erobert man am besten zu Fuß ? oder am Fahrrad. Denn alle Wege führen irgendwann ans Wasser oder dran entlang. Die Mur teilt Graz nicht nur in zwei Ufer, sondern verbindet auch die Stadtgrenzen miteinander. Von Norden nach Süden durchzieht sie Wohnviertel, City und Industrieanlagen. Wenn es dunkel wird, erwacht die Stadt mit verändertem Pulsschlag. Im Rhythmus kratziger Beats oder im Takt der Hände und Herzen, die im raschelnden Blattwerk zueinanderfinden, lässt sie sich Nacht für Nacht aufs Neue erkunden. Um die Ecke der Oberfläche schauen und ein Graz entdecken, das underground oder überdreht ist, oft wirbelnd und öfter entspannt, aber immer bunt und grün. So eng manche Gasse scheint, dahinter öffnet sich mit ziemlicher Sicherheit ein freier Platz, ein Hof, der Blick. Finden muss man diesen Luxus schon selber. Genüsslich. Schritt für Wort für Schluck. Kaffee zum Beispiel. Oder Bier. Oder Sturm. Der bringt die Beschaulichkeit, in der man sich zwischen Adelsschloss und Arbeiterbezirk eingerichtet hat, so beharrlich wie notwendig durcheinander. In diesem Sinne ist Graz wirklich Weltstadt. Oder Stadtwelt. Denn GrazerInnen kommen von überall her und bleiben ? einen Tag oder ein Leben.