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Margarida ist eine femme fatale, die eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt: »Der Mann, der sie zu seinem Unglück erblickt, will ihr Romeo sein.« Doch zum Leidwesen des ungestümen Don João gehört ihr Herz nur dem Vicomte von Aveleda, der »perfekten Verwirklichung eines idealen und geheimnisumwobenen Typen, wie Byron sie erschuf ...« In Carvalhals Erzählungen verbindet sich das Erbe der phantastischen Romantik von Poe und E. T. A. Hoffmann mit der metaliterarisch-philoso- phischen Erzählkunst in der Nachfolge von Voltaire, Diderot und Jean Paul.
In Die Kannibalen (1868) montiert Carvahal Motive der kitschigen Feuilletonprosa - tränenreiche Liebschaften, blutige Tragödien und Szenen im Mondschein - auf einen phantastischen Stoff wie in einer surrealistischen Collage: »Meine Erzählung liebt das blaue Blut sie betet die Aristokratie an. Und der Leser wird mit mir durch die hohe Gesellschaft pilgern ich werde ihn auf einen oder zwei Balle führen und sein Interesse an Mysterien, Liebeshandeln und Eifersuchtsdramen wecken, wie sie sich in Sensationsromanen ansammeln.« Mit unverwechselbarem ironisch-sarkastischen Stil und komplexen narrativen Strategien geht Carvalhal dabei der hochmodernen Frage nach: Was ist Wahrheit, und was wahre Liebe im Zeitalter des Kapitalismus?
Alvaro do Carvalhal wurde in der Literaturgeschichte lange als »abstrus« und »krank« marginalisiert. Die Kannibalen wurde erst 1988 durch die gleichnamige Film-Oper Os Canibais des legendären Regisseurs Manoel de Oliveira schlagartig berühmt und leitete Carvalhals Wiederentdeckung ein.