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Hajo Funke veranschaulicht anhand der mit besonderer Heftigkeit geführten Debatte über Black Lives Matter in der Berliner Republik, wie sehr Ausblendungen und Abwehr immer noch die Überwindung von Rassismus und Antisemitismus erschweren. Er plädiert dafür, diese Auseinandersetzungen und ihren internationalen Kontext ernst zu nehmen, statt ihnen aus dem Weg zu gehen.
Ausgangspunkt seiner neuen Streitschrift sind die Vorwürfe, mit denen der in Kamerun geborene, international angesehene Philosoph Achille Mbembe konfrontiert wurde: Er relativiere den Holocaust. Einer der Kritiker ist der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein. Außerdem geht es um die koloniale Attitüde in der Verteidigung kolonialen Raubguts, die sich an der Präsentation der Bronzestatuen aus Benin im Berliner Humboldt-Forum gezeigt hat.
Funke veranschaulicht die fünfhundertjährige traumatische Geschichte von Rassismus und Antisemitismus seit der spanischen Eroberung der Welt. Er erläutert die Rechtfertigungsphilosophie des kolonialen Rassismus im Werk von Thomas Hobbes und John Locke. So entsteht ein Bild vom kumulativen Trauma von Eroberung, Ermordung, Sklavenhandel und Ausbeutung - von den Sklavenhaltern als Gründern der Vereinigten Staaten bis zu den Aufstandsversuchen nach der Niederlage Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen.
Auf unserem Kontinent reicht das Erbe von der von Otto von Bismarck geleiteten Kongo-Konferenz 1884 bis zur Ermordung von Patrice Lumumba 1961. So stellt sich seit der Konfrontation mit Black Lives Matter auch hierzulande wieder die Frage nach den Konsequenzen: einem antirassistischen Kampf und der Notwendigkeit einer anderen Erinnerung.