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Thomas von Freyberg ist ein faszinierendes Spätwerk gelungen. In einem fulminanten Bogen untersucht er das jüdische und christliche Heilsversprechen bis in seine säkularen philosophischen Verästelungen in der Gegenwart. Er interpretiert dabei einen Jahrtausende alten religionswissenschaftlichen, philosophischen und auch soziologischen
Diskurs, der latent in unserer Kultur und Gesellschaft präsent ist: Die Utopie von einer gerechten Gesellschaft der Gleichen und Freien! Einer der sechs roten Fäden führt schließlich zum vielleicht wichtigsten Thema des Werkes, der sich durch alle sechs Teile zieht und schließlich auch im Titel landet: Dein Reich komme! Die Utopie von einer gerechten Gesellschaft der Gleichen und Freien tauchte bei den Propheten Israels im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. auf und erklärte dort die drohende
Katastrophe der beiden Königreiche Israel und Juda als Gericht Gottes. Im babylonischen Exil wurde diese Utopie zur großen Verheißung des alleinigen und einzigen Gottes der Welt für Israel und alle Völker. Festgehalten in der Heiligen Schrift lebte die große Verheißung weiter. Als Hoffnung, Sehnsucht und Bitte: Dein Reich komme! Und als Verzweiflung, Elend und Stachel: Was bleibt, nachdem es ausblieb? Es ist vor allem dieses Thema, das die Arbeit Freybergs weit über die ursprünglich konzipierten Grenzen hinaustrieb: über Luther zu den großen Aufklärern Spinoza, Lessing und Kant und schließlich zur Dialektik der Aufklärung Adornos und Horkheimers bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts.