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"Als dem S. wieder mal der Stein den Berg runtergerollt war, sagte er laut: Jetzt ist aber Schluß mit der Scheiße, er vergrub den Stein in der Erde und wollte seiner Wege gehen. Wohin wußte er nicht." (Georg Seidel)
Georg Seidel (1945-1991) ist noch immer ein Geheimtipp, obwohl er Anfang der 1990er-Jahre mit seinem Theaterstück Villa Jugend von der hymnischen Kritik gleich neben Heiner Müller platziert wurde. Der Band, der zu Ehren von Seidels 75. Geburtstag erscheint, versammelt zahlreiche unbekannte Texte aus dem Nachlass: autobiografische Notate, Programmatisches, Tagebucheinträge, Lyrik, Szenen und kurze Stücke sowie ein bisher ungespieltes Berlin-Stück, geschrieben 1987 anlässlich der bevorstehenden 750-Jahr-Feier der Stadt: ein grotesker Bilder- und Geschichtsbogen, gespannt über 200 Jahre, der den Fall der Mauer zwei Jahre vor dem tatsächlichen Ereignis vorwegnimmt.
Geboren 1945 in Dessau, arbeitete Georg Seidel als gelernter Werkzeugmacher, ab 1968 als Bühnenarbeiter am Dessauer Theater. Die zugesagte Immatrikulation beim Leipziger Literaturinstitut Johannes R. Becher wurde zurückgezogen. Ab 1973 war er als Beleuchter tätig, ab 1975 am Deutschen Theater in Berlin, an dem er sieben Jahre später zum dramaturgischen Mitarbeiter aufstieg. Seit Ende 1987 schlug er sich als freischaffender Autor durch, bis er im Januar 1991 einem Krebsleiden erlag, ohne die erfolgreiche Uraufführung seines letzten Theaterstücks Villa Jugend am Berliner Ensemble noch mitzuerleben, für das er im selben Jahr postum den Mülheimer Dramatikerpreis erhielt.