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Stefan Zweig über den Autor:
Denn selten habe ich bei einem Menschen soviel seelische Tapferkeit der Gesinnung gesehen wie bei diesem kleinen schwachen Mann, der zerbrechlich schien vor einem Hauch des Winds und doch moralisch diesem furchtbarsten Orkan der Geschichte unerschütterlich durch seinen Glauben an die dichterische Mission standgehalten hat.
Schon vorher hatten Max Herrmann-Neisses Gedichte den Wissenden mit zu den wertvollsten der Generation nach Rilke gegolten. Aber niemals hat er schönere geschrieben als jene im Exil. Jene der ersten Emigrationsjahre sind mit einer rühmenden Einleitung Thomas Manns noch unter dem Titel »Um uns die Fremde« im Verlag Oprecht in Zürich erschienen. In ihnen ist alle Trauer, aller Schmerz, alle Sehnsucht, alle Ungewißheit und Selbstentfremdung der Emigration unvergeßbar ausgesagt. Aber noch großartiger gestalteten sich jene der Kriegszeit. In ihnen hat Erbitterung, Wehrlosigkeit und Verzweiflung erschütternde Akzente erreicht, die er nie gefunden hätte ohne jene äußerste Prüfung. Zur Stunde bewahren diese seine letzten Verse nur seine Witwe und einige seiner Freunde als kostbares Vermächtnis. Erst wenn sie öffentlich erscheinen, wird in vollem Ausmaß erkennbar sein, wer Max Herrmann-Neiße gewesen und wieviel wir an ihm verloren.
Der Text folgt der Ausgabe von 1946, erschienen im Verlag Oprecht, Zürich.