Ihre Bundesrepublik war das "Provisorium", das 40 Jahre lang Bestand hatte - bis die Mauer fiel. Dieses Land hat sie begleitet, beobachtet und beschrieben. Dabei war ihr Blick nicht auf die politischen Protagonisten gerichtet, nicht auf die, die im Rampenlicht der Parlamente und Medien Weltpolitik und eigene Geschäfte abwickelten. Ihre Themen waren die, die das Leben schrieb: sie berichtete von den Tagen als man begann, die Antibaby-Pille nicht mehr "Ovulationshemmer" zu nennen. Sie stellte "beschossenes Essen" vor: die Mikrowelle aus Amerika wurde auf einer Messe in Deutschland präsentiert. Doch "Dinner in Dosen" interessierte hier damals noch kaum jemanden. Sie schrieb über den Missbrauch und Tod eines Schülers - und den ignoranten Umgang der Eltern und Lehrer damit. Die Tragödie als Tabu. Und sie schrieb von der Mode, die in den 1950er Jahren noch eine "Prozedur in Rosa"
war - und nur zehn Jahre später, im aufkommenden Zeitalter von Twiggy und Minirock, die Frau mit Größe 44 als nicht mehr zeitgemäß diffamierte: "Sie sind ein Elefant, Madame!"
Für ihr neues Buch hat sich Sybil Gräfin Schönfeldt in ihr Archiv begeben und ihre 30 Lieblingsartikel und Kolumnen ausgegraben - 30 Jahren Bundesrepublik. Von 1959 bis