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Gleiche Rechte wie die Männer zu haben, alternative Lebens- und Beziehungsformen zu pflegen, sich von gesellschaftlichen und sittlichen Zwängen zu befreien - das sind Forderungen, wie sie von Feministinnen selbstverständlich aufgestellt werden. Aber schon in der Antike gab es Geschichten von starken Frauen, die aus dem traditionellen Rollenbild ausbrechen und ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten: Sie jagen, kämpfen und töten, leisten den Machthabern Widerstand oder setzen sich selbst auf den Thron. Gerade für athenische Männer, deren Frauen sittsam und bescheiden hinter dem Webstuhl verschwanden und ihren Ehegatten in jeder Hinsicht Gehorsam schuldeten, war die Vorstellung von solchen starken, selbstbestimmten Frauen faszinierend. Nicht weil sie wollten, dass die bestehende Gesellschaftsordnung völlig umgekrempelt und das Verhalten der Frauen aus den Mythen Realität würde (dazu sind die Figuren zu übermäßig in ihrem Streben) - sondern weil es faszinierend ist, sich extreme Situationen auszumalen. Es ist faszinierend, sich in außergewöhnliche Figuren hineinzudenken, sich von ihrem Tun anregen oder abschrecken zu lassen und das eigene Dasein zu überdenken. Bis heute haben die Mythen nichts von ihrer Aktualität verloren. Denn bis heute spiegeln sie Grundängste und Grundsehnsüchte der Menschen wider und mahnen zu Weisheit und Besonnenheit.