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Die Uiguren leben seit vielen Jahrhunderten in dem Land, das heute als "Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang" bezeichnet wird und im Nordwesten Chinas liegt. Es wird durchzogen von einigen der höchsten Gebirgsketten der Welt, es hat weite Bergweiden, Wälder und fruchtbare Oasen, doch der weitaus größte Teil dieses Landes ist Wüste. Eine Wüste, die unglaublich groß und lebensbedrohend ist, und doch auch unglaublich schön und eindrucksvoll.
Vor langer Zeit, als noch die alten Römer rund um das Mittelmeer herrschten und China gerade ein Kaiserreich wurde, zogen bereits Kaufleute mit ihren Karawanen am Rande dieser Wüste entlang, von einer Oase zur anderen, um ihre Handelswaren von Ost nach West und von West nach Ost zu bringen. Da das, was die Römer unter diesen Waren am meisten liebten und was damals allein die Chinesen herzustellen wussten, Seidenstoffe waren, wurde dieser weite, gefährliche Weg zwischen Asien und Europa die "Seidenstraße" genannt. Vor tausend und zweitausend Jahren blühten dort Städte und Königreiche. Die Menschen, die hier lebten, profitierten nicht nur vom Handel, sondern sogen auch die Einflüsse der vielen Kulturen auf, mit denen sie durch die Kaufleute in Berührung kamen, und es entstand mit der Zeit eine eigene, vielschichtige Kultur, die Xiyü-Kultur. Erst als die großen Seewege entdeckt wurden und Schiffe den Welthandel übernahmen, verlor die Seidenstraße allmählich an Bedeutung. Städte wurden verlassen und vom Wüstensand verweht, Heiligtümer vergangener Religionen vergessen, und dennoch ließ die Geschichte Xinjiang nie wirklich zur Ruhe kommen. Es war seit jeher ein umkämpftes Land gewesen, Völker drangen von außen ein, Fürsten, Könige und Khane stritten untereinander, das große chinesische Kaiserreich versuchte, seinen Einfluss auszuweiten, konnte es aber erst im 19. Jahrhundert unterwerfen und endgültig in das Reich eingliedern. Seit 1949 ist Xinjiang Teil der Volksrepublik China.
Seit dieser Zeit leben in Xinjiang neben den Uiguren und einigen anderen Nationalen Minderheiten auch viele Han-Chinesen. Leider ist das Verhältnis zwischen den Bevölkerungsgruppen nicht so freundschaftlich, wie es sein sollte, wenn mehrere Völker zusammen in einem Land leben. Die Uiguren fühlen sich in ihrer eigenen Heimat von den zugewanderten Han-Chinesen an den Rand gedrängt. Sie möchten ihre Sprache, Religion und Kultur beibehalten. Sie möchten, dass ihre alte und reiche Kultur anerkannt und geachtet wird. Sie möchten nicht im Streit mit der herrschenden Macht, sondern in Frieden ihr Leben leben. Sie möchten nicht als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Doch leider ist es so, dass sie oft allein wegen ihrer Herkunft benachteiligt sind, und da das schwer zu ertragen ist, kommt es gelegentlich zu sozialen Unruhen im Land. Wir können darauf keinen Einfluss nehmen, aber wenn man in der Welt weiß, dass es in China ein Volk der Uiguren gibt, dass sie Menschen sind wie wir alle und ein Recht auf Anerkennung und Selbstbestimmung haben möchten, dann ist das schon eine kleine Hilfe.
Yanar, der Junge aus unserer Geschichte, wächst in Xinjiang auf, anfangs bei seinen Großeltern in Bortala im Norden des Landes, später in Pichan am Rande der großen Wüste Taklamakan. Er erlebt Dinge, die Kinder in Deutschland nicht erleben können, weil die Natur und die gesellschaftlichen Gegebenheiten vollkommen anders sind, als wir sie kennen. Und trotzdem ist er ein Junge wie alle Jungen auf der ganzen Welt, ein liebenswerter Bengel, der spannende Abenteuer liebt, der gut malen kann und Maler werden will und, wenn es einmal sein muss, alles daran setzt, um seinen eigenen Kopf durchzusetzen.