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Typisch für die intermedialen Arbeiten Sung Hwan Kims, die oft in Zusammenarbeit mit dem Musiker David Michael DiGregorio alias dogr entstehen, ist es, unterschiedliche Kunstgattungen und Medien - Performance, Video, Zeichnung, Installation und Hörspiel - miteinander zu verbinden, und dabei jeden Schritt der Erstellung eines Werkes selbst zu vollziehen: als Regisseur, Cutter, Darsteller, Komponist, Erzähler und Autor. Am Anfang eines Prozesses, der ein neues Werk entstehen lässt, können ein Wort, eine Geschichte, eine Erfahrung, ein Gedanke stehen. Fast immer gibt es Bezüge zu früheren Arbeiten, z.B. werden Ton- oder Bildaufnahmen zum Ausgangspunkt für neue Werke. Für sein zweites für den BR produziertes Hörstück "Howl bowel Owl", nennt Sung Nachahmung, Wiederholung, Reim und Rhythmus als konzeptionelle Stilmittel und bezieht sich u. a. auf Gedichte Rainer Maria Rilkes, namentlich auf "Übung am Klavier", "Zehnte Elegie" sowie "Leichen-Wäsche".
Zu der Beschäftigung mit Rilke kam er vor einigen Jahren durch die Lektüre der Poetik des Raums des Philosophen Gaston Bachelard. Zentral für Bachelards Poetik ist das Bild des Erinnerungsraums im menschlichen Bewusstsein. Mit Rilke teilt Sung das Interesse für Träume, Geschichten, Mythen und für deren Transformation in Sprache und Form. "Ich begann verstärkt Rilkes Gedichte zu lesen. Dann machte ich ein Buch, mit dem Titel "Ki-da Rilke". Auf Koreanisch bedeutet ki-da rilke: "ich werde warten" und hat keinerlei Verbindung zum Dichter Rilke. Es wiederholt sich das Lautbild "Rilke".
Dinge sind miteinander verbunden, weil sie ähnlich klingen, oder einfach nebeneinander gestellt werden. Bei "Howl bowel owl" setzte ich ebendort wieder an. Ich war an Bildwelten interessiert, die sich in unterschiedlichen Zeiten und Räumen wiederholen. Zum Beispiel die Metaphorik von Klavierstunden, und was sie für verschiedene Geschlechter zu verschiedenen Zeiten bedeuten kann. Oder der Propaganda-Satz gegen Nord-Korea "nan kong san tang ee sil eu yo" (I hate communism), den in den 1980er Jahren in Südkorea jedes Kind kannte. Er kann im Lauf der Zeit oder an einem anderen Ort obsolet werden. Er ist dann ein Durcheinander von Klängen, die dem Zuhörer fremd sind, der ihren Kontext nicht kennt. Oder das Gedicht "Leichen-Wäsche", in dem Rilke das Bild von zwei Frauen entwirft, die den Körper eines unbekannten toten Mannes waschen. Sie erzählen sich Geschichten von diesem Mann. Mich hat es inspiriert, dass selbst ein unbekannter toter Körper noch voller Assoziationen steckt."
Mitwirkende: Yoonjin Kim, David Michael DiGregorio, Sung Hwan Kim, Kim Geum Hwa
Ton und Technik: David Michael DiGregorio/Sung Hwan Kim / Komposition und Realisation: Sung Hwan Kim/David Michael DiGregorio / Redaktion: Katarina Agathos