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Im Sommer 2017 machte die Rede von den "Weimarer Verhältnissen" die Runde. Die Vergleiche zwischen der Berliner und der Weimarer Republik brachten jedoch wenig Substanzielles zutage. Nach der Bundestagswahl 2017 erschien dies dagegen schon in einem anderen Licht. Wer möchte heute noch mit derselben Überzeugung behaupten, "Bonn ist nicht Weimar" gelte auch noch uneingeschränkt für die Berliner Republik?
Dabei wird die Weimarer Republik zu Unrecht weitverbreitet durch ein gängiges Klischee zur "Demokratie ohne Demokraten" verzerrt - nicht in den offiziellen Verlautbarungen, aber in den Medien, Büchern und Schulbüchern.
Eine vergleichende Analyse zwischen Weimar, Bonn und Berlin bringt mehr Unterschiede zwischen Berlin und Bonn und mehr Vergleichbares zwischen Weimar und Berlin zutage, als man auf den ersten Blick vermutet. Nicht nur die Erweiterung des politischen Spektrums nach links seit der Wiedervereinigung und in jüngster Zeit auch nach rechts, mit der dramatischen Erosion der Volksparteien, sondern auch die abnehmende Konsensfähigkeit der Demokraten zur Mehrheitsbildung, der zunehmende politische Egoismus zulasten der Verantwortung für Staat und Gesellschaft und die Entfremdung zwischen Wählern und Gewählten sind deutliche Parallelen.
Trotz anderer Rahmenbedingungen, ohne eine vergleichbare Wirtschaftskrise, zeigt der rasante Aufstieg einer Neuen Rechten Parallelen zu damals und stellt jedenfalls eine seit 1949 nie dagewesene Herausforderung dar. Berlin ist nicht Weimar, aber eine "Weimarisierung" ist festzustellen, ohne daraus einen Fatalismus abzuleiten, wie er nachträglich für die Weimarer Republik behauptet wird.
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