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Scheiden tut weh" singt das Kinderlied und fügt - an den soeben scheidenden Winter gewandt - gleich hinzu: "Aber dein Scheiden macht, dass jetzt mein Herze lacht." Wer braucht nicht ein solches Buch als Begleiter? Seine Texte reichen in die Tiefe einer Leidenschaft, die wir längst verloren glaubten, sie erzählen von Verzweiflung und Hoffnung und von der Möglichkeit zu bestehen. Abschied und Trennung sind schmerzhafte Situationen des Lebens. Doch es gibt auch ein Glück der Abschiede, nicht nur dann, wenn das Wiedersehen winkt. Abschiede gehören zu den Urszenen des menschlichen Lebens, in der Moderne noch stärker als in der Antike, in der Geschichte der Völker und im Leben des Einzelnen. Poeten haben den Abschied gesungen, Maler ihn gemalt, Musiker ihn komponiert. Denn die Trennung von denen, die wir lieben, von der Heimat, von den Freunden, von der Jugend, auch der Abschied vom Leben, ob es uns genommen wird oder ob wir es freiwillig verlassen, gehört zu unserer Bestimmung. "Leidenschaft, Briefwechsel eventuell, Wahnsinnstaten" - so heißt es bei Botho Strauß - gehörten heute nicht mehr der Geste des Willkommens an, sondern dem Ende allein, der Krise, der Trennung, dem Gehen. Den größten unter den Sängern und Dichtern sind Abschiedsszenen gelungen, die, zeitlos und ortlos, ungezählten Menschen seit Jahrhunderten ihre Lebenserfahrung spiegeln. So ist der Abschied von Romeo und Julia, am Morgen, nach der Liebesnacht, zur Kernszene einer der großen Geschichten geworden, die Literatur bis in unsere Tage hinein tragen. "Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter / dir, wie der Winter, der eben geht", heißt es in Rilkes Sonetten an Orpheus.