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In der Psychopathologie ist die Frage nach dem Verhältnis von Selbst und Welt, Kultur und Natur das zentrale Thema. Dabei herrscht oft ein sehr monolithisches Zeitverständnis vor. Zeit wird in der Psychopathologie allzu gerne quantifiziert (z.B. anhand von Zeitschätzungsexperimenten, statistischen Erhebungen und Befragungen) und nicht wirklich als qualitative Größe ernst genommen. Krankheit erweist sich so zeit-psychopathologisch als eine Entkoppelung von innerer und äußerer, subjektiver und objektiver Zeit sowie von Individuum und Gesellschaft.
Seiner Kritik an dieser abstrakten, eindimensionalen Zeitbetrachtung stellt Christian Kupke in seinem Buch eine alternative Betrachtung an die Seite. Ausgehend von einem Überblick über die Geschichte der Zeit-Psychopathologie konzipiert er in einem philosophischen Teil ein Modell dreier Zeitachsen, mit dem er im abschließenden, psychopathologischen Teil deutlich macht, wie man psychische Störungen affektiver und psychotischer Natur als jeweils spezifische Zeitstrukturierungs-Störungen begreifen und das Zeiterleben vor allem qualitativ beschreiben und erfassen kann.
Die Studie wurde Ende 2008 von der Jury des Referates "Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie" der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) mit dem von der Janssen-Cilag GmbH gestifteten Preis für Philosophie in der Psychiatrie prämiert.
Christian Kupke ist freischaffender Philosoph, Honorardozent für sozial-medizinische Ethik sowie Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Philosophie und Wissenschaften der Psyche e.V. (GPWP). Letzte Buchveröffentlichungen als Herausgeber: Lacan - Trieb und Begehren, 2007; Andersheit, Fremdheit, Exklusion (zus. mit B. Heiter), 2008. Von ihm erscheint bei Parodos im Juli 2009 auch der Textband Klassische Texte zur Zeit.