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Im Zentrum der Moderne steht ein vielschichtiger Prozess von Entgrenzungen, der in der Philosophie der Renaissance anhebt und die Weltgesellschaft bis heute bestimmt.
Noch vor Kopernikus entwirft Nikolaus von Kues die Idee eines grenzenlosen Universums auf der Basis einer neuen Metaphysik des Unendlichen. Wenige Jahrzehnte später verherrlicht Pico della Mirandola die schöpferische Freiheit des Menschen gegenüber der Vorstellung einer festen menschlichen Natur. Unter dem Eindruck der Eroberung Amerikas entwickelt Francisco de Vitoria die Vision einer Weltgesellschaft, in der jahrtausendealte Barrieren zwischen Menschen und Völkern überwunden werden. Auf der Grundlage der spektakulären Aufbrüche in der Philosophie der Renaissance entstehen im 17. Jahrhundert die Ideen eines grenzenlosen wissenschaftlich-
technischen Fortschritts und ökonomischen Wachstums, in deren Bann die Menschheit heute in eine ökologische Katastrophe zu stürzen droht. Von der Kategorie der Entgrenzung her eröffnet sich daher ein neuer Blick sowohl auf die rationalen Errungenschaften
als auch die Ambivalenzen und Aporien der Moderne.