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Während der Nationalstaat lange in der Soziologie als Bezugsgröße des Gesellschaftsbeg-riffs unproblematisch erscheinen konnte, ist nun von einer »postnationalen« Konstellation die Rede. Die Weltgesellschaft, die im Zuge globalisierender Entwicklungen zu entstehen scheint, entspricht allerdings keineswegs dem klassischen Selbstbestimmungs-Anspruch eines integrierten Gemeinwesens. Sowohl die Durchsetzung des Primats funktionaler Differenzierung als auch die kulturelle Pluralisierung und die sie begleitende Kritik kultu-reller Vereinheitlichungen setzen klassische Integrationsvorstellungen außer Kraft und motivieren dann allerdings wieder differenztheoretische Radikalisierungen. Nicht die Gesellschaft, sondern bestenfalls einzelne differenzierte und höchst ungleichartige soziale Kontexte erscheinen als integriert; die Steuerung des komplexen Verhältnisses zwischen diesen Einheiten - das heißt eine Integration zweiter Ordnung - kann nicht länger durch einen dieser Kontexte geleistet werden.
In seiner gesellschafts- und handlungstheoretischen Rekonstruktion dieses Integrations-problems analysiert Joachim Renn die empirischen und theoretischen Gründe dafür, warum die Voraussetzungen einer kulturellen Identität und einer vernünftigen »Selbst«-Steuerung der Gesellschaft unplausibel geworden sind, zugleich aber, wie unvollständig auch die verbreitete gegenteilige Annahme einer Fragmentierung der Gesellschaft in versprengte oder antagonistische Partikel bleiben muss. Auch wenn die Einheit der Gesell-schaft nicht in ihr repräsentiert - und dann gesteuert - werden kann, so folgt daraus nicht, dass differenzierte Teilzusammenhänge einander nur konstruierten, sondern dass zwischen diesen Übersetzungsverhältnisse bestehen.
Der erste Teil der Arbeit rekonstruiert im Durchgang durch die etablierte Modernisierungs- und Differenzierungstheorie das Problem der »Übersetzung« zwischen Teilsystemen, Milieus und anderen Kontexten als Schlüssel zur Integrationsfrage. Der zweite Teil erarbei-tet im Horizont des philosophischen Pragmatismus und aktueller soziologischer Praxisthe-orien die handlungstheoretischen Grundlagen eines soziologischen Übersetzungsbegriffs. Der dritte Teil erweitert schließlich die analytische Rekonstruktion von sozialen Überset-zungsformen um eine Version von Systembildungsprozessen.
Auf diesem Wege gewinnt die Arbeit Raum für gesellschaftstheoretische Perspektiven zwischen Pragmatismus und Systemtheorie, die ihren eigenen Status als Explikation der Gesellschaft selbst zwischen Repräsentation und bloßer Konstruktion bestimmen: Überset-zungsverhältnisse kennzeichnen den Gegenstand der Theorie der Gesellschaft und in selbstbezüglicher Wendung zugleich die Beziehung zwischen Soziologie und ihrem Gegenstand.