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Fernsehen tötet die Fantasie - so zumindest die Alltagstheorie zum Verhältnis von Medien und der Imaginationsleistung von Kindern. Bei genauerem Hinsehen ist das Verhältnis jedoch sehr viel komplexer, wie die hier vorgestellte Studie zu den Tagträumen der 8- bis 10-Jährigen zeigt. Fernsehen verdrängt die Fantasie nicht, es wird zu einem Teil von ihr. Kinder nehmen sich etwas aus dem Fernsehen heraus und entwickeln mit den Medienbildern ihre eigenen Erzählungen.
Globale Medienensembles wie Harry Potter oder Pokémon werden so zum Bestandteil der Tagträume von Kindern in Israel, Südkorea, den USA und Deutschland, so wie es in früheren Zeiten bei uns Karl Mays Winnetou, der Titanic-Film in Schwarzweiß oder in den 80ern die Ballerina Anna und Flashdance waren.
Wie das im Einzelnen geschieht, welche Unterschiede es in den Aneignungsmustern von Mädchen und Jungen gibt, welche nationalen Besonderheiten deutlich werden, und worin sich heutige Kinder von früheren Generationen unterscheiden, zeigt diese qualitative Studie. 193 Kinder aus Israel, Südkorea, den USA und Deutschland gingen auf eine Fantasiereise und malten und erzählten von ihrem großen Tagtraum. Parallel dazu erinnern sich 56 Menschen, die in Zeiten mit einem anderen oder noch gar keinem Fernsehangebot aufwuchsen, an ihre Kindheitsfantasien.
Das Ergebnis sind zahlreiche Geschichten und eindrucksvolle Bilder, die ein tiefer gehendes Verständnis für die Bedeutung von Medien für die Fantasie in ihren kulturellen, generations- und geschlechterspezifischen Ähnlichkeiten und Unterschieden eröffnet.