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Was verbindet Georgius Agricola mit der Fewa-Johanna oder Karl May mit Richard Hartmann? Agricola war nicht nur Arzt, zeitweilig Bürgermeister von Chemnitz oder Stadtapotheker, sondern er war wohl auch der bedeutendste Montanwissenschaftler zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Die Fewa-Johanna hingegen ist eine Kunstfigur, das Werbemaskottchen für das 1932 von Heinrich Bertsch in Chemnitz entwickelte, weltweit erste vollsynthetische Waschmittel.
Karl May wiederum ist vielen bekannt als Romanautor von Reiseberichten und Indianergeschichten, der "Vater" von Winnetou und Old Shatterhand. Ursprünglich aber verdiente er sein Geld als Hilfslehrer an einer Fabrikschule. Und Richard Hartmann, der Zeugschmied aus dem Elsass, stieg in Sachsen zum Großindustriellen auf und wurde bewundernd der "Lokomotivkönig" genannt.
Viele Geschichten ranken um die großen Persönlichkeiten der sächsischen Industriegeschichte, deren Wurzeln bis zum mittelalterlichen Bergbau herabreichen. Aber die fünf Museen im Verbund des Sächsischen Industriemuseums würdigen auch weniger prominente und bislang gänzlich unbekannte Menschen, die in einem Zusammenhang mit der sächsischen Industriegeschichte stehen. Da gibt es den mumifizierten Leichnam eines unbekannten Gaswerkers, der in einer Teergrube zu Tode kam, neben dem nur durch eine Postkarte bekannt gewordenen französischen Zwangsarbeiter in einem Chemnitzer Betrieb.
Erinnert wird noch einmal an die streikenden Lengefelder Steinbrucharbeiter von 1911, deren Lohn zu viel, um zu sterben, aber zu wenig, um zu leben, war, oder an die "giftigen Schweden", die sechs Ehrenfriedersdorfer Bergleuten Weihnachten 1769 das Leben kosteten.
Und auch Frauen schrieben sächsische Industriegeschichte und Geschichten. Melitta Benz erfand den Kaffeefilter und legte damit den Grundstein für einen noch heute erfolgreichen Konzern. Oder Margarete Wendt, die Schöpferin der legendären Engelchen mit den grünen Flügeln und elf weißen Punkten, die mit Kreativität und unternehmerischem Geschick eine Firma gründete, die heute noch mustergültig für feine figürliche Holzarbeiten und hochwertige Spieldosen steht.
Aus der Feder von Museumsleute und Journalisten entstand in Kooperation des Sächsischen Industriemuseums mit der Freien Presse/dem Chemnitzer Verlag diese Anthologie sächsischer Industriegeschichten, die den Menschen in den Vordergrund stellen. Erweitert wird der Band durch die Einbindung themenbezogener Exponate aus den Sammlungen in Wort und Bild und redaktionelle Angaben zu den einzelnen Museen.
Die Geschichten versprechen Spannung, Unterhaltung und Information und sollen zum Besuch der Häuser des Sächsischen Industriemuseums anregen. Wenn es den Autoren und Herausgebern gelingt, auf ein weites Interesse in der Leserschaft zu stoßen, dann sei versprochen, dass eine Fortsetzung folgt.
Jörg Feldkamp
Direktor des Industriemuseums Chemnitz