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Eine Stadt, deren Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg, mit einer "Sanierung" begann. Ein Hafen, unter dessen schadstoffhaltigem Schlick jahrhundertalte Elbdörfer begraben wurden. Ein hochgiftiger Müllberg, der zum Ausflugsziel umgebaut werden soll. Ein Kaufhaus, das mittels des größten Atombunkers Deutschlands einen Schnellbahnanschluss ins Basement bekam. Ein Nazigegner, der fünf Jahre lang von der Justiz wegen angeblichen Landfriedensbruchs verfolgt wurde. Ein Kriegsgegner, der nicht beweisen konnte, dass er nicht töten mochte.
Rainer Jogschies berichtete als Journalist in den letzten drei Jahrzehnten von diesen und ähnlichen Vorgängen aus dem Hamburger Stadtteil Harburg. Es sind unglaubliche, aber dennoch wahre Geschichten, bei denen man bestenfalls an Schilda, schlimmstenfalls an Palermo erinnert wird.
"21 ... 90" ist die frühere Postleitzahl der ehemals selbständigen Gemeinde Harburg: Es geht um einen Stadtteil am Rande Hamburgs - unbedeutend und doch seit dem "11.9." weltbekannt, da drei der mutmaßlichen Attentäter hier studierten.
2013 wird der Bezirk an der Süderelbe erneut aus aller Welt besehen. Anlass ist die "Internationale Gartenbauschau" (igs) und die "Internationale Bauausstellung" (IBA) in Wilhelmsburg, einem früheren Ortsteil Harburgs. Medienwirksam wird ein zynisches Spektakel abgefeiert. Der rauen Lebenswirklichkeit der Bewohner wird, laut Pressetexten der igs und IBA, mit "attraktiven Erlebniswelten" entgegengetreten, eilig angelegtes Grün als "lauschiges Paradies" gelobpreist. Die ernsten soziale und ökologischen Probleme dieser Kommune sind so jedenfalls nicht zu lösen.
Mit seinen Reportagen erinnert Rainer Jogschies an Vorfälle, die sich
der so genannten "Ökonomie der Aufmerksamkeit" in den klassischen Medien entzogen.
Wie er seine Notizen für den "stern", den "vorwärts", das "Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" und andere - mal bizarr, mal ungeheuerlich - nun zu einem Buch zusammenstellte, bearbeitete und aktuell ergänzte, erinnern sie fast wie ein Faden durch ein finsteres Kriminalstück: Es werden geheime Verbindungen, Verstrickungen und hintertriebene Tatmuster deutlich. Hier geht aber nicht um Taten, die geahndet werden (sollten), sondern um die alltäglichen Zumutungen, Verletzungen, Unterlassungen, Verstöße und Vergehen - beispielhaft festgehalten in und für "21 ... 90".