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2009 wäre Fritz Leonhardt 100 Jahre alt geworden.
Aus diesem Anlaß präsentiert das Südwestdeutsche
Archiv für Architektur und Ingenieurbau
(saai) an der Universität Karlsruhe, das
seinen umfangreichen Nachlaß verwahrt, die
erste umfassende Retrospektive zum Werk des
bekannten Bauingenieurs.
Die beruflichen Anfänge Leonhardts, der an
der Technischen Hochschule Stuttgart studiert
und anschließend die USA bereist hatte, liegen
bei der deutschen Autobahn, für die er 1938-41
die Rodenkirchener Hängebrücke entwarf. Hermann
Gieslers Planungen für die 'Hauptstadt
der Bewegung' unterstützte Leonhardt mit
der Kuppelkonstruktion eines neuen Münchner
Hauptbahnhofs, der jedoch nie realisiert wurde.
Sein Schaffen der Nachkriegszeit galt vor allem
dem Stahl- und Spannbetonbau. Er verband
wegweisende konstruktive Innovationen mit hohem
gestalterischem Anspruch. Exemplarisch
dafür steht der von ihm 1953/54 entworfene
Stuttgarter Fernsehturm, der zahlreiche Nachfolger
in aller Welt fand. Vor allem im Brückenbau
gelangen Leonhardt bedeutende technische
Neuerungen. Mit der Düsseldorfer Brückenfamilie
entwarfen er und seine Mitarbeiter
in den 1950er bis 1970er Jahren Schrägkabelbrücken
von städtebaulich prägender Ästhetik,
nach deren Vorbild das von ihm gegründete
Büro Leonhardt, Andrä und Partner weitgespannte
Brücken in aller Welt schuf. Als Tragwerksplaner
war Leonhardt an den ersten deutschen
Hochhäusern der Nachkriegszeit beteiligt. Im
Zusammenwirken mit den jeweiligen Architekten
entstanden die Seilnetzkonstruktionen des
Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in
Montreal 1967 und die Dächer der Olympiabauten
in München 1972. Ganz wesentlich war für
Leonhardt das Wechselspiel zwischen Wissenschaft
und Praxis. Sein in zahlreiche Sprachen
übersetztes Buch Spannbeton für die Praxis
(1955) und seine Vorlesungen über Massivbau
(6 Bände, 1973-79) gelten noch heute als Standardwerke.
Die Herausgeber des Werks arbeiten als wissenschaftliche
Mitarbeiter am Südwestdeutschen
Archiv für Architektur und Ingenieurbau.
Joachim Kleinmanns ist Bauhistoriker und lehrt
seit 1994 Denkmalpflege an der Universität
Karlsruhe. Christiane Weber ist Architektin und
Kunsthistorikerin.
Kleinmanns