Broschur, 160 Seiten, Wortgetreue Transkription des Originaltextes.
- unveränd. Reprintaufl. 1858/2014
Wortgetreue Transkription des Originaltextes
Inhalt:
- Frau Holle in Eisfeld
- Riesen um Eisfeld
- Von Zwergen und Zinselmännchen
- Irmen und Irmina
- Der Mönch auf dem Schloßthurme zu Eisfeld
- Der wandelnde Mönch zu Coburg
- Coburgs Name und Wappen
- Allerlei Zauber
- Das Nönnelein
- Der Pöpelsträger im Bausenberg
- Die Stadt im Lautergrunde
- Träumersdorf
- Der Stelzener Heilbrunnen
- Helidenburg
- Weitersroder Schätze
- Das Kirchhofkreuz
- Geisterkämpfe
- Schäfer- und Hasengespenst
- Der Mönch in Ketten, und die nächtliche Wehklage
- Mehl-Eiche
- Kapelle Ehrenberg
- Seelweckchen
- Wassergeist Hackelmärz
- Veßra und Trostatt
- Der Mönchsstein
- Die Jungfrau mit dem Zopf
- Die Cameels-Kammer und der Cameelsbrunnen
- Die verschwundene Burg
- Teufelsstein
- Seher und Gesichte
- Der eingefallene Berg und das Dörfles
- Die Gipsgrube
- Die Trompeters-Eiche
- Themars Kriegsschrecken
- Hennebergische Neckelust
- Osterburg und Nadelöhr
- Das unsichtbare Dorf
- Zigeuner im Lande Henneberg
- Die weiße Jungfrau mit dem Schwerte in der Brust
- Vom Grimmenthal
- Sagenhaftes von Rohr
- Frau Holle und der treue Eckart
- Das wilde Heer im Werrathale
- Wichtlein im mittlern Werrathale
- Das Mädchen von Schwarza
- Das Vögelein
- Das verwünschte Dorf
- Das ewige Licht in der Lorenze
- Der grünende Pfahl
- Vom Berge Dolmar
- Metzels
- Wasungens Alter und Sonstiges
- Die ungetreue Brücke
- Breitunger Kloster-Sagen
- Winkender Feuermann
- Der Glittstein
- Der begrabene Däumling
- Die Sibylle
- Seejungfrauen
- Rothe Sechse
- Sagen vom Schlosse Krainberg
- Abt giebt Namen
- Wie zu Berka die Werra ausblieb
- Die drei Auflagen
- Das Lindigsfrauchen in Gerstungen
- Vom Bilstein
- Farrnsamen
- Storchengericht
- Der Sprung vom Hellerstein
- Wichtlein im untern Werrathale
- Der Wichtlein Ueberfahrt
- Der Elbel
- Vom Hörseelenberge
- Frau Hulda
- Das wüthende Heer und der treue Eckhart
- Königin Reinschwig
- Die Mär vom Danhäuser
- Das Lied von dem Danheüser
- Das Hörseelbergsloch
- Musikanten im Hörseelenberge
- Die Hirtenknaben
- Die Wichtlein im Keller
- Waldmann von Sättelstätt
- Der Hirte von Mechterstätt
- Graf Ludwig mit dem Barte
- Wie die Wartburg erbaut ward
- Der eiserne Landgraf
- Des eisernen Landgrafen Seele
- Sankt Georgs Panier
- Der Singerkrieg auf Wartburg
- Klinsors Zauber und Prophezeihung
- Die kleine Braut aus Ungarn
- Die Jugend Elisabeths von Ungarn
- Elisabeths Vermählung
- Landgraf Ludwigs Tugend
- Die Wunder Elisabeths
- Vom Kreuzzuge Landgraf Ludwigs V.
- Elisabeths Prüfungen
- Elisabeths Wiedererhöhung
- Von Elisabeths Tod und Heiligsprechung
- Vergeltungen
- Sophia's Handschuh
- Bürgertreue
- Der Wangenbiß
- Von Friedrich mit der gebissenen Wange
- Der Taufritt
- Das Spiel von den zehn Jungfrauen
- Die Seele in der Helle
- Die verfluchte Jungfer
- Mönch und Nonne
- Hilten, der Mönch
- Junker Jörg
- Erscheinungen in und um Eisenach
- Spukende Thiere
- Von der Ruhl
- Das Alp
- Hüthchen unter Wackelstein
- Geisterspuk in und bei der Ruhl
- Spukende Mönche und weiße Jungfrauen
- Die Prinzessin im Wittgenstein
- Der Rabenbrunnen
- Das Löthtöpfchen
- Der große Wartberg und seine Schätze
- Der Schlangenkoch
- Wo der Hund begraben liegt
- Vom Gerberstein
- Luthersfuß, Luthersborn und Luthersbuche
- Der Wallfahrtgarten
- Bonifacius
- Burgsagen um Altenstein
- Die Hunde von Wenkheim
- Bergschätzesagen um Altenstein, Steinbach und Liebenstein
- Von Freischützen und Zigeunern
- Hexen-Steinbach
- Sagen vom alten Schlosse Liebenstein
- Die Teufelsmahten
- Die Geister des Flußberges
- Hausgeister in Brotterode
- Erscheinende Jungfrauen
- "Karle quintes Funn"
- Vom Inselberge und Rennsteige
- Die weiße Frau auf Tenneberg
- Fische auf Bäumen
- Die Gründung vom Kloster Reinhardsbrunn
- Landgrafenbegräbniß zu Reinhardsbrunn
- Der fromme Bäcker
- Der steinerne Kopf
- Vom Sankt Johanniskirchlein
- Asolverod
- Der heilige Bonifacius in Ohrdruf
Aus dem Vorwort:
Die Liebe für Thüringens mannichfaltige und reizende Sagen hat mir, wie ich auch bereits im Vorworte zu meinem Deutschen Sagenbuche ausgesprochen, schon den Jugendmorgen rosig verklärt und ich bin ihr treu geblieben bis in die reiferen Jahre, nicht minder blieb ich den Grundsätzen treu, die mich schon früher beim Sagensammeln leiteten. Aber fortgesetztes Sagenstudium leitete noch einer höheren Richtung zu, als jener der bloßen Sammellust und Sammelfreude. Mehr und mehr wurde mir die Wahrheit von Jacob Grimm's Ausspruch klar, daß fast aller Sage Grund Mythus ist. Nur die aufmerksame Berücksichtigung der deutsch-mythischen Elemente in den vaterländischen Volkssagen erhebt Sagensammlungen unbeschadet ihrer sonstigen ethischen, pädagogischen und belletristischen Verdienstlichkeit in die Reihen wissenschaftlicher Werke, durch sie werden Sagenkunde und Sagenforschung zu einer Wissenschaft, welche durch die Fülle ihrer poetischen Stoffe ungemein anziehend und lohnend, nicht minder aber auch von kulturgeschichtlicher Wichtigkeit und Bedeutung ist. Dieser Richtung folgt in der Gegenwart die rege Strebsamkeit vieler Forscher, von denen manche völlig vom gelehrten Standpunkte ausgehen, andere auch das volksthümliche Element in diesen Sagen, die ja doch alle nur aus dem Volke unmittelbar erblüht sind, die man dem Volke dankt, berücksichtigen. Letzteres ist der von mir eingeschlagene Weg, indem ich in einfacher und natürlicher Weise, ohne Zuthat und Ausschmückung der eigenen Phantasie, welche die neuere Sagenforschung mit Recht verwirft, die Sagen, die ich sammelte, erzähle, - von denen auch die Mehrzahl der Ausschmückung gar nicht bedarf, indem viele Sagen schon an und für sich durch und durch poetisch sind - dann aber überall wichtige Fingerzeige für das Vorhandensein mythischer Stoffe und Element jeder Gegend Thüringens für die zukünftige Forschung gebe.
In dem vorliegenden Buche habe ich bezüglich der Anordnung und Aufeinanderfolge ganz in der Weise, wie in meinem Deutschen Sagenbuche, den Gang einer großen Wanderung durch alle Gebiete Thüringens mit Hinzuziehung des Voigtlandes genommen, und zwar theils nach den Flußthälern, theils nach Höhenzügen. Dieses System erweist sich praktisch-zweckmäßig, und für die vergleichende Sagenforschung sind überall im Buche Hinweisungen auf Oertlichkeiten gegeben, wo verwandte Sagen sich wiederholen, wo ebenfalls verwandte oder ganz dieselben mythischen Wesen wieder begegnen.
Die Wanderung beginnt mit den Werraquellen, schweift etwas südlich in das coburger Gebiet ab, das zwar schon fränkischer Boden ist, aber doch einem thüringischen Regentenhause angehörig, und folgt dann dem Laufe der Werra mit Berücksichtigung aller diesem Flusse nachbarlich gelegenen Sagenpunkte bis Mihla. Dort wendet die Wanderung, um abermals, wie gleich beim Beginn geschehen, in den mythischen Sagenkreis der Frau Holle einzutreten, dann ritterromantisches Gebiet mit Eisenach und der Wartburg zu beschreiten. An diesem Punkte beginnt der Höhenzug des Thüringerwaldes, dessen Berge und Thäler nun besucht werden, wobei wiederum keine wichtige Sagenörtlichkeit unberücksichtigt gelassen wird, und dieser sagenforschende Pilgerzug setzt sich über das ganze Gebirge bis zum Frankenwalde fort, hinter dem nun voigtländisches Gebiet beschritten wird, um die äußerst sagenreichen Flußthäler der Elster und der Saale zu durchwandern. Naturgemäß sind kleine Abschweife nach links in die Waldgegenden von Lobenstein und Leutenberg, nach rechts in den alten Orlagau geboten, wie nicht minder von Saalfeld aus das Thal der Schwarza zu berücksichtigen war. Dann erstreckt sich die Wanderung im Saalgebiete bis nach Halle. Manches in diesem Gebiete habe ich, um ein gebotenes räumliches Maaß dieses Buches nicht zu überschreiten, hinweggelassen, z. B. mehrere derjenigen Sagen von Saalfeld, die bereits in der Grimm'schen Sammlung gedruckt stehen, anderes, was ich nur bereits romantisirt auffand, und dem ich nicht recht traute, auch historisches von sehr zweifelhafter Färbung, z. B. den Blankenburger Eselskrieg, das Rudolstädter Frühmahl, und ähnliches. Auch bei den, an sich zwar nicht unanziehenden, aber doch anderswo häufig sich wiederholenden Sagen vom Singerberge glaubte ich, es werde Andeutung der Ausführung vorzuziehen sein. Dasselbe gilt, da sich von Halle aus die Wanderung vom Saalgebiete weg in das Helme-Gebiet und in die güldene Aue erstrecken mußte, von den allbekannten Kiffhäusersagen, wie denn der Raum durchaus verbot, die sämmtlichen Sagen des ganzen Vorderharzes zu berücksichtigen. Indem aber dann die Unstrut an ihrem Ursprung aufgesucht wird, findet sich wieder mancher wichtige Ort berührt, zumal im Verfolge ihres Laufes abwärts bis zu dem Knotenpunkte, wo Saale, Ilm und Unstrut unfern von einander sich vereinigen. Dem poesiereichen Flusse Ilm wird entgegengezogen, die Wanderung lenkt sich noch einmal bis zu den Höhen des Thüringerwaldes hinan, bis zu der hohen Wasserscheide zwischen Ilm und Gera, welchem durch Valerius Neubeck's Muse gefeierten Flusse nun nachgegangen wird, wo dann nach einem Abstecher in das romantische Sagengebiet der drei Gleichen die Wanderung im Schooße der uralten Metropolis des Thüringerlandes, Erfurt, ihr Endziel findet.
Diese thüringische Sagensammlung ist mit dem, was früher auf gleichem Gebiete von mir veröffentlichet wurde, nicht zu verwechseln und nicht zu vergleichen. Sie ist eine durchweg neue und selbstständige Arbeit; sie ist nicht nur ein thüringisches Sagenbuch, sondern auch ein thüringisches Mythenbuch; manche Nummer enthält nicht blos eine einzige Sage, sondern mehrere, die zusammen gehören. Auf Wiederholungen thüringischer Sagen im übrigen Deutschland habe ich auf mein Deutsches Sagenbuch durch die Chiffer D. S. B. mit der Nummerzahl in Randnoten bisweilen hingewiesen und aufmerksam gemacht.
Ist auch Thüringen nur ein Theil des großen deutschen Vaterlandes, so liegt es doch in Deutschlands Herzen und hat guten deutschen Kern. Seine Mythen- und Sagenwelt ist poesievoll und bedeutsam, klangvoll und unsterblich. Möge sie stets gute Gönner und treue Pfleger finden!