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Moraldebatten prägen den Diskurs der Gegenwart. Vielerorts wird der Wunsch nach ethischer Unterweisung laut. Medizintechnologische Revolutionen und entfesselte globale Märkte erfordern neue, ethikgeleitete Verhaltens-Standards. Was ist erlaubt, was ist nicht erlaubt, was ist "gerade noch" erlaubt?
Derweil hantiert die Politik mit absoluten Feindbestimmungen: Bestimmte Staaten, Bündnisse oder Regierungsformen werden zu Inkarnationen des Bösen erklärt und zur Bekämpfung "mit allen Mitteln" freigegeben. Aus dem Dunkel schlägt der internationale Bombenterror zu, fordert unzählige unschuldige Opfer und beansprucht gleichwohl religiöse und moralische Dignität. Alle Grautöne verblassen oder färben sich kräftig ein. Es geht immer weniger um ein Sowohl-Als-Auch, bald nur noch um ein schneidendes Entweder-Oder.
Diesen Polarisierungen in der praktischen Sphäre, der vita activa, korrespondiert auf keinem Gebiet eine Polarisierung oder auch nur Anschärfung der theoretischen Sphäre, der vita contemplativa. Kaum noch ein Ethiker oder Religionsgelehrter, welcher Richtung auch immer, hält eine axiomatische Tugendlehre "aus einem Guß" für möglich.
Günter Zehms Untersuchung des "Bösen" und des "ethischen Minimums" ist der Versuch, auf dem Feld der Moral die vita contemplativa wieder enger an die vita activa heranzuführen.