Ludwig Tieck, der "König der Romantik", entfacht ein Feuerwerk von Witz, Satire und romantischer Ironie in seinen Theaterstücken "Der gestiefelte Kater" und "Prinz Zerbino" und parodiert den platt aufklärerischen Zeitgeist, den sentimental bürgerlichen Kunstgeschmack, die politisch gesellschaftliche Unreife seiner Zeitgenossen. Seine poetische Phantasie kennt keine Schranken zwischen realexistierender Wirklichkeit und literarischer Realität, es ist alles möglich in seiner Dichtung. So zieht ein Kater sich Stiefeln an und regelt im deutschen Kleinkönigreich die Thronfolge und ruft die Revolution aus, indem er Gottlieb, seinen Herrn, auf den Thron setzt. Das Publikum, sich seines Mitspiels im Stück nicht bewußt, agiert als Spiel im Spiel und lehnt solch abgeschmacktes Zeug ab, weil es gegen seine Kunsterwartung, seinen guten Geschmack verstößt. Jahre später, Gottlieb regiert als aufgeklärter Monarch das Land, ist sein Sohn, der Thronfolger Prinz Zerbino, an poetischer und philosophischer Raserei erkrankt, die, einmal zur Epidemie geworden, den guten Geschmack gefährdet und das Vaterland.
© 2025 momox SE Berlin. Buy used CDs, DVDs, books, films and games cheaply and securely online.