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Diese Frage gewinnt ihren Sinn aus dem Standpunkt, den man dem Jahrhundert gegenüber einnimmt - ob es etwa derjenige der politischen Geschichte ist, der des Totalitarismusbegriffs oder derjenige der Entwicklung des globalen Kapitalismus. Retrospektiv, weitblickend und persönlich zugleich entwirft Badiou einen Parcours durch das zwanzigste Jahrhundert. Ausdrücklich nach dem couragierten Prinzip, das jedes Unternehmen des Denkens sich zu eigen machen sollte: seiner Zeit anzugehören - doch in einer beispiellosen Nichtzugehörigkeit. Ist es die Vermengung von Kunst und Politik und deren »Passion des Authentischen«, die dem 20. Jahrhundert seine Greuel beschert hat? Es geht Badiou nicht darum, das Jahrhundert zu rehabilitieren, sondern darum, es als Objekt des Denkens zu konstituieren; sein Denkbarsein entlang seiner realen Fragmente und seiner Subjektivationen verfügbar zu machen; danach zu fragen: »Wie hat sich das Jahrhundert selbst gedacht?« Dieses Denken, wie er an Mandelstam und Pessoa, Celan und Brecht, Lenin und Mao Tse Tung zeigt, ist ein Denken der Gewalt, des Widerspruchs, der Grausamkeit, der Dualität - und zugleich von einer Passion des Realen geprägt, die etwa in der Idee des Neuen Menschen zum Ausdruck kommt. Das 20. Jahrhundert, so Badiou, markiert den Tod Gottes und den Tod des Menschen (und der Menschenrechte im besonderen). Es gebiert inhumane Wahrheiten, die es zu formalisieren gilt, ohne sie zu anthropologisieren.