Über Gefühle kann man rational nicht verfügen. Deshalb erscheinen sie vielen Verfechtern der reinen Vernunft als bedrohlich. So bezeichnet Chrysippos Gefühle als Krankheiten der Seele, für Immanuel Kant sind sie lediglich die menschliche Empfänglichkeit für Lust und Unlust, und Johann Friedrich Wilhelm Hegel schreibt mit Verweis auf die Privatheit und somit Nicht-Mitteilbarkeit der Gefühle: Man beruft sich häufig auf sein Gefühl, wenn die Gründe ausgehen. Blaise Pascal hingegen gesteht Verstand und Gefühl unterschiedliche Gegenstands- und Erkenntnisbereiche zu, bei Jean-Jacques Rousseau heißt es Die Vernunft formt den Menschen, das Gefühl leitet ihn und für Ronald de Sousa haben Gefühle eine eigene Form der Rationalität. Die gegensätzlichen Bewertungen des Gefühls seitens der Philosophen legen den Verdacht nahe, so Bernhard Waldenfels in seinem Beitrag Das Fremde im Eigenen. Der Ursprung der Gefühle, dass man über alle Maßen verdammt beziehungsweise preist, was man vermisst.