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Als Eduard Mörike 1838 seinen ersten Gedichtband veröffentlichte, wurde heftig bemängelt, daß das Poem Märchen vom sichern Mann in diesem Band erschien. Vischer, Tübinger Professor und Freund Mörikes, bezweifelte "ob Mörike gut getan, eine phantastische scherzhafte Lieblingsfiktion hier aufzunehmen". Mörike antwortete auf die Ermahnung, wie später auch auf die strenge Kritik von David Friedrich Strauß, der es Märchen-Kinderei nannte: "Du hast in allen Punkten recht ... aber bedenke, die Märchen sind halt Nürnberger War', drum nicht so strenge lieber Freund, Weihnachten ist nur einmal im Jahr ...". Mörike dichtete eine "Rhapsodie", ein nachdrückliches Miniaturepos in ungereimten Hexametern, - ein "Poem einer seltsamen Sorte". Darin erscheint der Riese Suckelborst - der Sichre Mann -, um den Auftrag des "lieblichen Götterjünglings" Lolegrin zu erfüllen: Der Riese wird auserwählt, den Toten der Unterwelt vom zarten, kostbaren Geist des Menschengeschlechts zu berichten. In ein gewaltiges Holzbuch, gebunden aus Scheunentoren, des Nachts bei den Bauern geraubt, schreibt Suckelborst seinen Vortrag. Die Hades-Bewohner, "Könige, Helden und Sänger", lauschen der Lesung, da dringt störend der Teufel "als ein Aff" ein und reizt die Seelen mit boshaften Scherzen zum Lachen. Erzürnt reißt der Sichre Mann dem Luzifer blitzschnell den Schwanz aus und legt ihn zufrieden in sein Scheunentor-Buch, als Lesezeichen. Der Riese Suckelborst - der Sichre Mann - und der Barbier Wispel als Verfasser der Sommersprossen - der Dichter umgibt sich mit diesen bizarren Gestalten, die ihn sein Leben lang begleiten und die dem Prediger helfen, "die lähmenden Gesangsbucheinflüsse" zu ertragen, wie er 1827 an Friedrich Kauffmann schreibt, "ich möchte oft im eigentlichen Sinne des Worte hinaus, wo kein Loch ist."