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Das erste WINTERBUCH: COLETTE SALMAND, 1936 geschrieben und fast fünfzig Jahre später in einem vergessenen Koffer wiedergefunden, ist das letzte unveröffentlichte Manuskript Emmanuel Boves (in Frankreich 1999 erschienen). Bove, der Anfang der achtziger Jahre dank Peter Handke und Raymond Cousse wiederentdeckt wurde, ist einer der großen Einzelgänger in der Literatur. Sein Werk entzieht sich allen literarischen und ideologischen Zuordnungen. Das erklärt, weshalb er vergessen und warum er wiederentdeckt wurde. Der Roman spielt in Paris 1922. Colette kommt zu ihrem Vater, Doktor Salmand, um ihn um Geld zu bitten. Sie war vier Jahre zuvor dem Geliebten Jacques gefolgt, mit dem sie in materieller und moralischer Bedrängnis lebt. Jacques hat, in Rache- und Ehrgefühle verstrickt, einen Mord begangen. Colette bekommt schließlich die finanzielle Unterstützung ihres Vaters, doch trotz ihrer hartnäckigen Bemühungen und trotz der Opfer, die sie dem Geliebten bringt, vermag nichts den Teufelskreis zu durchbrechen, in dem Jacques gefangen ist. Nur notdürftig versteckt zeichnen sich auf dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges Boves eigene Familiendramen und die wiederkehrenden Themen seines Universums ab: Mißerfolg und Mißverstehen, Einsamkeit, Vergehen und Schuld. In einer freilich erstaunlich aktuellen Variante ist die Nähe zu Dostojewskij nicht zu übersehen. Emmanuel Bove (1898-1945) gehört heute unstreitig zu den Klassikern der Moderne. So genau und illusionslos er seine Figuren beschreibt, so düster ist die Welt, in der sie leben, und doch wird dem Leser nie eine bestimmte Haltung aufgedrängt - weder Sozialanklage noch moralische Empörung, weder Mitleid noch Verachtung. Die Figuren bleiben auf eine seltsame Weise nah, behalten ihre Menschlichkeit und, trotz aller Schärfe der Beobachtung, ihr Rätsel.