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Wissenschaft und Technik prägen in zunehmendem Maße unser Verständnis und unser Erleben von Zeit. Datennetze und Satellitensysteme führen zur Synchronisierung im globalen Maßstab, während Genetiker mit neuem Deutungsanspruch die Vergangenheit und Zukunft von Lebewesen bestimmen. Neurobiologen entdecken Zeitabstände im menschlichen Gehirn, die das Selbstverständnis des modernen Subjekts zu untergraben scheinen. Die Beiträge in diesem Band verdeutlichen, daß sich diese Situation keiner allgemeinen Tendenz zur Beschleunigung und keinem linearen Fortschritt verdankt. Seit dem 19. Jahrhundert sind es vielmehr spezifische, lokale Bewegungsgefüge, die - aufgestellt in Laboratorien, Museen und Fabriken - unser Wissen über die Zeit und das Leben formen. Das gilt für die Physiologie Claude Bernards ebenso wie für die Psychoanalyse Sigmund Freuds, für Einsteins Relativitätstheorie ebenso wie für die Artificial Life-Programme der heutigen Bioinformatik. Damit von Zeit überhaupt die Rede sein kann, müssen die Bewegungen von Menschen, Maschinen und Tieren, von Bildern, Dingen und Schriften unterbrochen und neu kombiniert werden.