Schon lange vor dem Geiseldrama machte die kleine Ruhrgebietsstadt Gladbeck von sich reden: 1928 erregt ein bestialischer Sexualmord weltweit Aufsehen. Der Abiturient Helmut Daube wird mit durchschnittener Kehle und ohneGenitalien tot aufgefunden. Die Tat, die in eine Reihe gestellt wird mit den Taten der Serienkiller Kürten und Haarmann, konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.Der Daube-Mord stellt eine einzigartige, detailreiche Quelle für die Erforschung der Mentalitäten der ersten Dekaden unseres Jahrhunderts dar. Seine historische Dimension - in seiner schulpolitischen Bedeutung für die Richertsche Schulreform für ganz Preußen, in seiner politischen Bedeutung angesichts der reichsweiten, antijüdischen "Der Stürmer"-Kampagne zum Daube-Mord, als sozialhistorisches Fallbeispiel für die Geschichte der Auswanderung nach Übersee, als reichsweit in Fachkreisen diskutiertes kriminologisches Exempel für die Fortschritte der Blutgruppenuntersuchung und in seiner sexualpolitischen Bedeutung für die reichsweit geführte Sexualstrafrechtsreformdebatte (Artikel u.a. von Dr. Magnus Hirschfeld und dem Philosophen Theodor Lessing zum Daube-Mord) - ist kaum abschätzbar.