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Die Bürger und Bürgerinnen des Landes werden zu den Urnen gerufen, in denen sie traditionell Ihre Hoffnungen begraben. Der Vorsitzende der FDP spricht von einer Schicksalswahl und nimmt dadurch geschickt den Druck vom Wahlvolk. Sollte es das als Staatsmännchen getarnte Guidomobilé nämlich diesmal tatsächlich auf den Stuhl des Außenministers schaffen, steht uns der Schwindel erregendste Stuhlgang aller Zeiten bevor. Da ist es beruhigend zu wissen: Nicht Souverän und Souveränin haben uns das eingebrockt, nein es war Schicksal. Nur, wenn Westerwelle Kismet ist, was ist dann Merkel? Pech im Unglück? Die schönste Pointe der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ist jedenfalls, dass ausgerechnet die Partei, die wirtschaftspolitisch seit jeher genau für das steht, was uns die Krise beschert hat, in den Umfragen als einzige von der Krise profitiert. Das ist deutsche Dialektik. Wer hat gesagt: Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber?
Nein, Brecht war es nicht. In seinem Kälbermarsch heißt es:
"Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber."
Das Verdienst der Medien besteht darin, ein Meinungsklima geschaffen zu haben, in dem es den Menschen zunehmend egal ist, ob ihnen das Fell von Merkel, Westerwelle oder Steinmeier über die Ohren gezogen wird, es sie aber mit Stolz erfüllt, wenn hinterher zur besten Sendezeit im Fernsehen ordentlich darauf herumgetrommelt wird.
Die Werbung lügt eben doch nicht: "Die Freiheit nehm' ich mir."
Das staunende Publikum erlebt wie Supermanager Wiedeking als Dank für einen 14 Milliarden Euro Schuldenberg 50 Millionen Euro als Abfindung kassiert, während die kleine Made-leine Schickedanz erleben muss, wie der sie zeitlebens umgebende Speck in der Pfanne verrückt wird. Die Quelle des vom Herrn Papa ebenso geschickt arisierten wie verwalteten Vermögens hat sich "versiegt". Ihre Milliarden haben sich in genau jene heiße Luft verwandelt, welche die Apologeten der freien Marktwirtschaft zu voller Größe aufbläst.
Doch nicht genug, dass ihr Herz gebrochen ist, weil Tausende von Quellemitarbeitern ihren Job verlieren, jetzt zwingt die eigene finanzielle Not sie auch noch, das Personal beim Discounter einkaufen zu lassen. Was kommt noch? Wird sich Deutsche Bank Chef Ackermann Geschäftsessen bald nur noch bei McDonald's leisten können?
Es bleibt ebenso spannend wie vorhersehbar.