äSolls der Chanukkabaum hei¯enô Chanukka, Weihnachten, Weihnukka ù j³dische Geschichten vom Fest der Feste, erzõhlt von Ilse Aichinger, BÚla Balßzs, Walter Benjamin, Lion Feuchtwanger, Georg Hermann, Franz Hessel, Siegfried Kracauer, Karl Kraus, Else Lasker-Sch³ler, Alfred Polgar, Julius Posener, Gershom Scholem, Ernst Toller, Claude VigÚe u. a. Gesammelt von Hanno Loewy.
In den 100 Jahren zwischen dem Bericht der Metternichschen Geheimpolizei ³ber das äWeihbaum- oder Christbaumfest à nach Berliner Sitteô 1814 in Wien bei Fanny von Arnstein (zu dem alle ägetauften und beschnittenen Anverwandten des Hausesô ebenso kamen wie der preu¯ische Staatskanzler Hardenberg) und Erich M³hsams Weihnachts-Spott äHeilige Nachtô von 1914 (äMinister und Agrarier, / Bourgeois und Proletarier ù/ es feiert jeder Arier / zu gleicher Zeit und ³berall / die Christgeburt im Rindviehstall. / Das Volk allein, dem es geschah, / das feiert lieber Chanukkaô) geschah dem mitteleuropõischen assimi-lierten Judentum die erfolgreichste Missionsgeschichte der letzten 2 Jahrtausende: Weihnachten. Der ädeutscheô Weihnachtsbaum, der nun auch in den Wohnzimmern der Juden stand, wurde zum Symbol weniger (oder gar nicht) religi÷ser als vielmehr sentimentaler, b³rgerlicher Bekehrung.
Und als Kompromi¯ derjenigen, die eigentlich älieber Chanukkaô feierten, zu Zeiten noch nicht ent-tõuschter Trõume von Assimilation und ädeutsch-j³discher Symbioseô: Weihnukka, der Kerzenglanz
von Menora und Christbaum, nicht zuletzt der Kinder (und ihrer Sehns³chte) wegen, die man so auch vor dem Stigma des äFremdenô zu bewahren hoffte. äAber meinetwegen solls der Chanukkabaum
hei¯enô, notierte Theodor Herzl am 24. Dezember 1895 in seinem Tagebuch û und bestand darauf, mit seinen Kindern die Kerzen anzuz³nden.
Erzõhlungen, Feuilletons, Erinnerungen, Beobachtungen von 36 j³dischen Autoren vom Anfang des
19. Jahrhunderts bis heute, Geschichten von Festen zu Hause und vom Fest der andern, von Engeln, Weihnachtsbõumen und Geschenken, vom Dazugeh÷renwollen, Fremdsein und -bleiben: die Sicht vom Rande macht auf selten wahrgenommene Widerspr³che in einem immer schwierigen Zusammenleben aufmerksam à (Worauf auch der Schutzumschlag des Bõndchens anspielt: die vordergr³ndig heitere Kinder-Weihnacht-Winter-Szene ist ein Motiv aus dem 1941/42 im Exil entstandenen Gouachenzyklus Leben oder Theater? der 1943 in Auschwitz ermordeten j³dischen Malerin Charlotte Salomon.)