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Das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz ist in der deutschen Geschichte tief verankert. Dass die Realität des Lagers Auschwitz ins öffentliche Bewusstsein zurückkehrte, beruht in wesentlichem Maße auf dem Engagement des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, der in jahrelanger Arbeit zusammen mit jungen Staatsanwälten die umfangreiche Anklageschrift gegen den Adjutanten von Auschwitz, Robert Mulka, und die anderen Funktionsträger erstellte, die 1963 zur Eröffnung des Verfahrens vor dem Landgericht Frankfurt/M führte. Fritz Bauer, der bereits im schwedischen Exil die Grundlagen für die Ahndung von Staatsverbrechen entwickelt hatte, gilt daher besondere Aufmerksamkeit. Vor dem Beginn des Auschwitz-Verfahrens äußerte sich Bauer zur Aufgabe des Prozesses: "Wenn man Christentum und Recht ernst nimmt, dann ist man nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, Nein zu sagen zu dem Befehl: Töte da und dort hunderttausend jüdische Kinder, Frauen, Männer, ohne dass sie etwas getan haben." Exemplarisch behandelt werden in diesem Band drei miteinander verbundene historische Etappen: die Zeit der Entrechtung der Juden, die die Voraussetzung ihrer Ermordung war, der in Erinnerungen von Überlebenden festgehaltene Prozeß der Ausrottung und die Periode des widersprüchlichen Umgangs mit dem Verbrechen gegen die Menschheit nach 1945, der sowohl durch die Erkenntnis des Grauens und durch seine "Derealisierung" (Alexander Mitscherlich) bestimmt ist. Die Zäsur von Auschwitz in der deutschen Geschichte wird aus der Blickrichtung verschiedener Wissenschaften kenntlich: der Historie, der Rechtslehre, der Kunsttheorie, der Theologie und der Sozialpsychologie. Damit wird der Wahrnehmungshorizont so erweitert, dass die Realität von Auschwitz und seiner vielfältigen Folgen von Gerichtsverfahren über der Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses für die NS-Herrschaft bis zu Kompositionen und Gedichten - erkennbar wird. Zugleich werden die Abwehrmechanismen in der Nachkriegsgesellschaft, die sich in der Leugnung der Verantwortung für die nationalsozialistische Verbrechen und der gesellschaftlichen Verdrängung der Terrorherrschaft niederschlagen, sichtbar.