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Was ist Feng Shui? Auf diese Frage erhielt der englische Missionar und Gelehrte E. J. Eitel die Antwort: Wind und Wasser. Der Wind, den du nicht greifen kannst, das Wasser, das du nicht erfassen kannst.
Diese Antwort genügte Eitel nicht. Er studierte Feng Shui jahrzehntelang in China und hinterließ die einzige detaillierte Aufzeichnung der chinesischen Lehre der Harmonie zwischen Mensch und Natur, die entstand, als China noch davon beherrscht war. Sein Text erschien 1873 in New York.
John Michell, der bekannte englische Forscher und Autor, schreibt in seinem Vorwort dazu: "Feng Shui galt als das einzige Mittel, eine niedergelassene Zivilisation zu etablieren, die ein harmonisches Verhältnis zwischen den Menschen und ihrer natürlichen Umgebung aufweist. Wie dies erreicht wurde, ist von offensichtlichem Interesse in einer Zeit, die zunehmend unter den Problemen von Umweltverschmutzung, Landflucht, Unzufriedenheit und Wahnsinn leidet. Feng Shui war auf ewigen Prinzipien aufgebaut, als Antwort auf eine ewige Situation.
Das menschliche Leben auf der Erde, wie auch immer Bräuche und Ideen sich verändern mögen, unterliegt gleichbleibenden Gesetzen und Einschränkungen. Feng Shui wurde die Schönheit und Fruchtbarkeit der chinesischen Landschaft zugeschrieben sowie die dichte Bevölkerung und ihr friedliches Wohlergehen. Die Eingeweihten waren der Astronomie, der Zahlen und vieler weiterer Wissenschaften kundig, die sie in Verbindung mit ihrer Philosophie der Seelenwanderung und ihren Kenntnissen der essentiellen Kräfte der Natur, von denen jegliches Leben abhängt, anwendeten. Der Zustand, den Feng Shui anstrebte, war kein geringerer, als das Goldene Zeitalter."
E. J. Eitels Werk ist mehr als die Basis der Überlegungen seiner Nachfolger, wie auch Feng Shui mehr ist als die Urform der Geomantie. Hier prallen Lebensauffassungen aufeinander. Der Autor ermöglicht ungewollt Einblicke in das Denken seiner Epoche, in der viele der heute herrschenden Mißstände konkrete Formen bekamen. Dieses ist die einzige deutschsprachige Ausgabe seines Buches, in der Neuauflage illustriert mit Stahlstichen aus 1843 von Thomas Allom und Photographien von Ernst Boerschmann, aufgenommen 1906 bis 1909.